Beim ersten Kamerasignal scheint ihr die Sonne mitten ins Gesicht und ein passenderes Bild könnte man für eine Begegnung mit Charlotte „Charly“ Klauser nicht finden. Es wäre dezent übertrieben zu sagen, sie ist die, die alles kann, aber so richtig weit weg von der Realität ist das auch nicht. Spielen kann sie viele Instrumente. Kreativität? In Unmengen für unterschiedliche Kanäle, Projekte, Ideen, Bands. Entsprechend hat sich Erfolg schon länger manifestiert in ihrem abwechslungsreichen Künstlerleben. Welcher Musikantenmensch darf schon von sich behaupten, mit dem renommierten WDR Jazzpreis ausgezeichnet worden zu sein? Wenige! Ach ja, und freundlich ist sie sowieso, trotz Terminhatz und einer unmittelbar nach dem Interview anstehenden Überseereise.  

© Philipp Roszykiewicz

Charly Klauser wird 1990 im beschaulichen Bergisch-Gladbach in eine Musikerfamilie hineingeboren und wächst im unweit entfernten Köln auf. Während sich aus entwicklungspsychologischen Gründen viele Kinder gegen vermeintlich vorgezeichnete Wege aus dem Elternhaus entscheiden, nutzt Charly das sich ihr bietende Füllhorn an Möglichkeiten. 33 Jahre später treffen wir (leider nur virtuell, aber immerhin im angesprochenen Sonnenschein) eine Musikerin, die herausragend gut Schlagzeug spielt, mit großer Qualität Tasten, Gitarre und Bass bedient und bei alledem eine bemerkenswerte Stimme hat. Nicht zu vergessen ihr Geigenspiel und, gerne unterschätzt, Songwriting und Komposition. Hui, und dann wäre da fast noch was verschütt‘ gegangen: Auch Tanzen kann sie ziemlich gut. 

Natürlich ist Charly all das in den gut drei Dekaden Lebenszeit nicht zugefallen, dem beeindruckenden Status Quo liegt eine Menge Arbeit zugrunde. Und wenn man ihr genau zuhört, Empathie für Zwischenzeiliges wird immer wieder deutlich, wie viel Arbeit das über die Jahre war und bis heute ist. Entscheidender neben Fleiß, Talent und Ambition scheint aber ihre Herzenshaltung zum eigenen Tun zu sein, die spürbare Passion, mit der sie ihren Weg geht und auf diesem Weg alles im Blick behält – auch die Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Menschen und ihre, unser aller Umwelt zu engagieren.

Tolle Type, diese Charly Klauser, großartige Künstlerin, kreatives Energiebündel und bei alledem ziemlich geerdet. Fragen wir mal Umgebungsbedingungen für all das ab.


Ich finde die Frage gar nicht so abwegig, weil es für Berufsmusikerinnen und -musiker ja zwei Perspektiven gibt, die eigene Profession und die Perspektive eines normalen Hörers. 

Musik spielt aus beiden Perspektiven eine sehr große Rolle in meinem Leben. Sie treibt mich an! Sie begleitet mich! Ich starte wahrscheinlich einige Stunden später als viele andere Menschen in den Tag, höre aber auch deutlich später auf. Die ersten Stunden meines Tages nutze ich meist, um mich zu sortieren, mich zu organisieren, dabei bleibt Musik eher passiver Begleiter. Je länger der Tag dauert, desto größer wird aber die Rolle, die Musik darin spielt. Und ich kann Dir verraten, dass ich eine richtige Nachteule bin. (lacht)

Ich versuche gerade, meinen Arbeitsrhythmus grundsätzlich zu verändern. Meine vergangenen 20 Jahre waren im Grunde nur „Ballern“ und das hinterlässt Spuren, ich spüre die Belastungen dieser Zeit. Mein Ziel ist es heute, meinen Körper etwas stärker in meine Planungen einzubeziehen, das heißt, ihn besser vor Stress und Anstrengung zu schützen. Aber das kennst Du vielleicht: Wenn man einen Beruf hat, den man liebt, wenn man etwas machen darf, das man liebt, gehen die Grenzen oft verloren. Das gilt auch für Charlys… (lacht) 

Aber ich lerne und arbeite daran, meine Grenzen zu akzeptieren. 

Absolut, ja. Das erlebe ich immer wieder und nach diesen Momenten suche ich auch: Was ist es, das mich so fesselt und antreibt? Das ist ähnlich wie mit neuen Songs. Einen neuen Song zu schreiben, ist immer eine Herausforderung, begleitet auch von Momenten des Selbstzweifels. Wenn du dann am Ende dieses fertige Stück hast, das ein erstes Mal live spielst, dann ist das eine enorme Bestätigung. Diese Momente machen mich auch sehr dankbar. 

An den Anfang kann ich mich nicht wirklich erinnern. Aber es muss wohl gut gewesen sein. (lacht)

Meine Eltern haben aus verschiedenen Gründen eine entscheidende Rolle gespielt: Sie haben meine Schwester und mich bei allem immer unterstützt, aber nie in irgendeine Richtung gedrückt. Ja, bei den Unterrichtsstunden, die meine Mutter mit ihren Schülerinnen und Schüler hatte, lag ich als Kind unter dem Flügel und habe gemalt, aber als Kinder hatten wir immer die Wahl: Ans Klavier oder ins Baumhaus. 

Für meine Schwester und mich war der Moment besonders, in dem wir bemerkt haben, dass wir eine Band gründen können. Da hat sich eine Welt geöffnet. Und aus diesem Moment ist auch The Black Sheep entstanden, unsere erste Band, die uns über Jahre begleitet hat, mit der wir erfolgreich waren. Es war nie das Ziel oder die Strategie, eine Mädchenband zu gründen, das hat sich so entwickelt, aus diesem Moment heraus. 

Bei alledem wurden wir von unseren Eltern unterstützt. Das hat natürlich enorm geholfen, das war für unsere Entwicklung entscheidend, wie gesagt. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür. 

Meine Eltern standen schon immer auf etwas vertracktere Musik. Über meine Mutter gab es einen großen Klassik- und Jazz-Einfluss. Du darfst aber nicht vergessen: Es gibt das Familienleben, das dich prägt und dein Leben in der Schule, von dem du auch Teil sein möchtest. Bei mir hat es dazu geführt, dass ich eine große Bandbreite an Musik gehört habe, auch die Spice Girls, und irgendwann auch Dream Theater. Früh auch sehr viel Rockmusik, härtere Sachen, ich bin bis heute ein großer Kurt Cobain- und auch Dave Grohl-Fan. Mit 14 haben die elektronischen Sachen sehr gut gefallen, Drum’n’Bass. Mit The Black Sheep hatten wir viel davon auch in unseren Songs. 

Vielleicht kann man es so sagen: Es musste bei mir immer ‚Fusion` sein, ein Mix von Stilen. Aber unabhängig davon, welche Art von Musik ich höre. Ich liebe den Moment, in dem sie dich überkommt. Diesen berühmten Gänsehautmoment, den man nicht beschreiben kann. Das ist für mich das Faszinierendste an Musik. Und das kann klassische Musik ebenso machen wie Pop oder Elektro.

Am Anfang waren Geige und Klavier, da habe ich irgendwann bei meiner Schwester mitgespielt sozusagen. Mit elf, zwölf Jahren kam das Schlagzeug dazu. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch noch nicht gesungen, das startete erst ein paar Jahre später gemeinsam mit Jazzklavier-Unterricht; eigentlich war damals mein Ziel, Jazzgesang und Schlagzeug zu studieren.

Mit Gitarrenspiel habe ich recht spät angefangen, sie kam vor allem, weil ich dachte, es sei geiler, darauf Songs zu schreiben. Aber die Gitarre kam mit Macht: Als ich 18 Jahre alt war, durfte ich mit Rage auf Tour, gespielt habe ich dort Geige und Akustikgitarre. 

Bass und Percussion waren die letzten Instrumente, die ich gelernt habe. 

Einer Strategie bin ich nicht gefolgt. Dass du als Kind in einer Musikerfamilie mit Klavier und Geige anfängst, ist nicht außergewöhnlich. Die anderen Instrumente haben sich eher ergeben, auch, weil ich Interesse daran hatte, sie zu lernen.  

Es braucht beides, in einer guten Dosierung. Im Vordergrund steht die Leidenschaft, die muss da sein. Leidenschaft ermöglicht Ausdauer und Disziplin und harte Arbeit. Leidenschaft lässt dich krass dranbleiben. Leidenschaft lässt dich morgens aufstehen und sagen: ‚Heute gebe ich wieder Vollgas‘

© Philipp Roszykiewicz

Richtig gestartet beim Musik machen für andere Künstlerinnen und Künstler bin ich erst mit 21 Jahren, also eher spät. Ich habe mich selbst immer als Menschen mit großem kreativen Output gesehen und erlebt. 

Es ist für Außenstehende vielleicht schwierig nachvollziehbar, aber als ich das Angebot von Peter Maffay hatte, mit ihm auf Tour zu gehen, habe ich mich erst einmal sehr geehrt gefühlt, aber dann auch kurz inne gehalten und mich ernsthaft gefragt, ob ich überhaupt für andere Künstlerinnen und Künstler spielen möchte. Die Entscheidung dafür hatte natürlich auch Einfluss auf meine Band The Black Sheep, die dann aus diversen Gründen leider auch auseinandergebrochen ist. 

Nach vielen Jahren auf Tour mit unterschiedlichen Acts und verschiedenen Instrumenten und Rollen, hat sich meine Vielseitigkeit so ein bisschen zu einem Markenzeichen entwickelt. Wenn also jemand für eine Tour Backing Vocals, Percussion und Gitarre braucht, meldet er sich bei mir. Diese Kombinationen machen mir eh am meisten Spaß und dazu fühle ich mich dann auch berufen.  

Aber: Diese Unterstützung anderer Musiker blockiert nicht meinen eigenen Weg, dass ich eigene Ideen habe. Und mein eigenes Album war ein Muss. Es hat sehr lange in mir geschlummert und ist eine logische Fortführung in meiner Entwicklung. Ein ganz wichtiger Schritt für mich!

Zunächst einmal muss ich unbedingt Johannes Oerding erwähnen. Er war es, der mich dazu gebracht hat, über Deutsch als Sprache meiner Texte nachzudenken. Vorher war ich sehr auf Englisch fokussiert und grundsätzlich gar nicht so textbasiert. Vielleicht auch, weil Englisch eben nicht meine Muttersprache ist. Ich habe mich aber auf Johannes` Tipp eingelassen und es hat sofort geklickt. Mir war schnell klar, dass ich jetzt in deutscher Sprache texten will und damit wurde mir auch der Inhalt viel wichtiger. 

Heute schreibe ich konsequent über die Themen, die mich selbst bewegen und übernehme auf eine gewisse Art und Weise damit auch eine Verantwortung, weil meine Themen eben oft auch Themen anderer Menschen sind. Das ist wahrscheinlich das, was Du „erlebt“ nennst; schön zu hören, vielen Dank.  

Ich spiele das SV-2 seit ungefähr vier Jahren und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass bei diesem Keyboard das Gesamtpaket stimmt. Das SV-2 inspiriert mich mit seinem Sound, aber auch mit seinem Design, seinem Style. Das SV-2 ist definitiv das am meisten genutzte Instrument in meinem Studio. 

Die Handhabung ist sehr gelungen, sehr übersichtlich. Es gibt keine komplizierten Bordcomputer, der mich gerade für den Livebetrieb abschreckt, wo es Zuverlässigkeit und Einfachheit braucht. Beim SV-2 habe ich mich intuitiv sofort zurechtgefunden. Und ich stehe einfach auf seine Ästhetik und seine Sounds. 

Es passt ganz gut, dass der Keyboarder meiner Band (Alexander Roeseling, Anmerkung der Redakion) auch ein SV-2 spielt, mit Überzeugung und Begeisterung. Wir haben ein grandioses Set-up und krasse Sounds entwickelt. 

Was ich auch sagen muss: Mir gefällt die Kreativität und die Innovation, mit der KORG Produkte entwickelt. Man hat als Beobachter nie das Gefühl, dass es Grenzen für Entwicklung gibt. Das ist eine Eigenschaft, die ich sehr bewundere. 

Oh, ich hatte das Glück, vor ein paar Tagen Die Ärzte im „Palladium“ in Köln zu sehen. Das war absolut großartig. Ich durfte 2021 in einem Video der Jungs mitspielen („Kraft“, Anmerkung der Redaktion), was eine große Ehre war. Als sie jetzt in Köln waren hat Bela mich eingeladen. Das habe ich natürlich gerne gemacht. Und was soll ich sagen? Es war verrückt, nostalgisch und laut!

Charly Klauser spielt:

SV-2

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