Tempo-Funktionen im KAOSS Replay

KORG KAOSS Replay ist ein sehr vielseitiges Gerät. Es dient unter anderem als vielseitiger Effekt, aber auch als Sample-Abspielgerät im Stil von DJ-Playern und somit in verschiedenen Weisen als Performance-Tool. Die zwei Slider unten rechts und links außen sind aber keine Pitch-Fader, sondern klar als Level-Regler gekennzeichnet, so dass ihr damit zwischen zwei Stücken überblenden könnt. Wer sich fragt, wie man mit KAOSS-Replay das Tempo anpasst, bekommt in diesem Workshop Antworten. In KAOSS Replay gibt es Optionen zur Tempoeinstellung, die man anderswo durchaus vermisst.

Grundprinzipien der Tempoanpassung in KAOSS Replay

Grundsätzlich wird eine Tempoanpassung automatisch in KAOSS Replay vorgenommen.

Das Prinzip: In der Trigger Pad Edit-Page wird das Tempo eines Samples („Native Tempo“) bzw. einer Audiodatei festgelegt. Abzuspielende Samples werden dann durch Drücken des Sync-Buttons automatisch an das eingestellte Master-Tempo mit Hilfe von Time-Stretching-Technologie angepasst. Auf diese Weise werden Samples beim Abspielen synchronisiert. Das geschieht typischerweise ohne Veränderungen der Tonhöhe – außer wenn die Option „Variable Pitch“ ausgewählt ist, womit die Klangästhetik alter Vinyl Mixes angestrebt wird, hierzu später mehr. Doch – ganz wichtig – natürlich klappt das Ganze nur dann, wenn das Originaltempo bereits korrekt eingestellt ist. Das klappt mit Hilfe einer Automatik, aber auch manuell. Hier braucht ihr als Performer absolute Kontrolle, damit alles so klappt, wie ihr es euch vorstellt und ihr ein gutes Gefühl bei euren Performances habt. 

Welche Bedienschritte gibt es im Einzelnen?

Betrachten wir den Ablauf der Tempoanpassungsprozedur zunächst an einem einfachen Beispiel und nutzen das mitgelieferte Samplematerial, bevor wir uns an Anpassungen eigener Audiodateien wagen.

Ganz oben rechts im Display gibt es stets die Möglichkeit, das aktuelle Tempo in BPM einzustellen. Hierzu berührt man oben rechts den Touchscreen und tippt auf das Feld „BPM Out“ oder dreht am „Data Entry“ Endlos-Encoder so lange, bis das Feld erreicht und ausgewählt ist, was man an einer hellblauen Umrandung erkennt. 

Das Feld ist übrigens aus verschiedenen Ansichten erreichbar. Um das Tempo zu verstellen, drückt man zuerst den „Data Entry“ Encoder. Hierdurch wird der Hintergrund des Feldes grau eingefärbt. Nun lässt sich das Tempo durch Drehen des Data Entry Encoders verstellen – in einem Bereich von 20 – 300 BPM. Um eine feinere Auflösung bei der Einstellung zu haben, drückt ihr bei selektiertem Eingabefeld einmal kurz auf Shift (und auch, um wieder zur groberen Auflösung zurückzuwechseln). Das Manual bezeichnet diese Master-Tempo Einstellung übrigens als  „Reference Beat“ oder „Referenztakt“. Dieser kann auch durch eine externe MIDI Clock via MIDI oder USB, via Tap Tempo oder mit Hilfe einer Auto BPM Funktion eingestellt werden, welche das Tempo von via Line In oder USB eingehendem Material analysiert. In allen zuletzt genannten Fällen wird dann das Reference-Tempo verändert, was unter dem Eintrag BPM Out abzulesen ist. 

„BPM Out“ kann auch bei nicht ganz befriedigenden Ergebnissen der Tap Tempo Operation oder der Auto BPM Analyse (laut Manual kann ein Bereich von 80 – 160 BPM erkannt werden) stets noch manuell eingestellt werden. In diesem Workshop konzentrieren wir uns vor allem auf das Zusammenspiel von Native Tempo von Samples und Reference Tempo und darauf, wie für eine Performance am besten alles vorbereitet wird, damit möglichst wenig schiefgehen kann.

„Native Tempo“ korrekt einstellen

KAOSS Replay erlaubt beim Einstellen des „Native Tempo“ im Trigger Pad Edit Mode parallel dazu die Einstellung einer Loop Länge. 

Diese Möglichkeit hilft enorm, wenn das Tempo eines Drumloops ganz exakt herausgefunden werden soll. Eine Loop-Klammer zeigt unterhalb der Wellenform an, an welcher Zeitposition sich Loop-Start und -Ende beim eingestellten Tempo und der gewählten  Loop-Länge befinden. Nun könnt ihr auf dem großen Touch Display gut erkennen, wie sich die Position der Wellenform relativ zur Loop-Klammer ändert, wenn ihr das „Native Tempo“ verstellt. Bei Bedarf könnt ihr die Wellenformdarstellung vergrößern, indem ihr im oberen Bereich etwa mit einer Fingergeste zoomt. Aber auch ohne Darstellungsvergrößerung könnt ihr euch ja sicher sein, dass der gespielte Loop der eingestellten Taktlänge beim eingestellten Native Tempo entspricht. Ist das Tempo richtig eingestellt, wird euer Audiofile-Loop rund klingen. Die Aufgabe ist, das Tempo exakt so einzustellen, dass es genau dem Audiofile entspricht, wenn man richtig mitzählt. Manchmal sind Schläge und evtl. auch die Zählzeit „1“ schon an der Wellenformgrafik gut erkennbar. 

Auch hier wieder könnt ihr Werte feiner einstellen, wenn ihr nach der Auswahl des Feldes die Shift-Taste drückt (z.B. für das Native Tempo oder die Loop Länge). Die maximale Loop-Länge beträgt 64 Schläge. Ist eure Audiodatei länger, macht das nichts, denn ihr könnt auch mit Hilfe eines kürzeren Loops das Tempo richtig einstellen, es sei denn, es gibt wechselnde Tempi in der Audiodatei.

Hier noch ein kleines Begleitvideo:

Audiodatei-Import

Ein Audio-Import ist beispielsweise von der microSD Karte möglich. Ihr findet den microSD Card Slot ganz vorn, werksseitig ist eine unten flach einliegende 8 GB microSD Card mit dabei. Via Shift + Trigger Pad Edit (Utility) gelangt ihr ins Utility-Menü und könnt von dort aus Audio von einer microSD-Karte importieren. 

Dabei wählt ihr ein Ziel-Pad aus und könnt zwischen einer manuellen BPM-Einstellung oder einer automatischen BPM-Erkennung wählen. Auch ein Vorhören der Audiodateien ist möglich. Die Automatik hat bei mir ein wenig Zeit gebraucht und gut funktioniert. Doch ist es so oder so immer hilfreich, manuelle Bearbeitungsoptionen zu kennen, falls die Automatik mal falsch liegt oder man mit Absicht die Automatik überstimmen möchte, etwa um leicht verzögert, schleppend klingende Loops zu erzeugen.

Das Aufspielen von Audiodateien auf die SD-Karte ist übrigens auch ohne eine Entnahme der Karte möglich, wenn das Gerät via USB mit dem Computer verbunden ist. Wenn ihr Shift + Global (Surface) anwählt, gelangt ihr zum SD-Card Reader Modus.

Sonstige Tricks

Durch Festhalten des Auto BPM Buttons und Drücken eines Pads wird das Reference Tempo auf das Native Tempo des gewählten Pads eingestellt. Das funktioniert allerdings nicht, wenn ihr euch im Trigger Pad Edit Mode befindet.

Mit Hilfe der Option „Variable Pitch“ kann das Tempo im Stile eines Plattenspielers auch die Tonhöhe beeinflussen. Man kennt das auch von einem Sampler: Ein Transponieren eines Samples macht dieses jeweils nicht nur kürzer oder länger, sondern auch heller oder dunkler. Dies kann, etwa bei der Anpassung von Drumloops, durchaus natürlich klingen, etwa beim schneller machen alter Hip Hop Beats für Jungle und Drum & Bass. Hier werden die einzelnen Schläge von schneller gemachten Breaks kürzer, heller und somit perkussiver und das zeitliche Verhältnis von einerseits Stille zu andererseits mit Schlägen ausgefüllten Teilen bleibt gleich. „Variable Pitch“ wird in KAOSS Replay aber nicht, wie etwa bei der Sync-Funktion, sofort nach dem Drücken aktiv, sondern wird für jedes Pad einzeln eingestellt. Haltet hierfür (außerhalb des Trigger Pad Edit Modes) Variable Pitch fest und drückt dann auf das Pad, welches in diesem Modus spielen soll.

Mit der Tempoanpassung in Korg KAOSS Replay könnt ihr Performances ohne DAW sehr gut vorbereiten – hoffentlich ist euch nach diesem Workshop klar, wie das funktioniert. 

Zum Produkt:

KORG Kaoss Replay

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