Matthias Reim beschreitet neue Wege – auch mit KORG

Matthias Reim hat seine Homebase am Bodensee gefunden, wo er 2019 ein Haus zu seinem musikalischen Wirkungszentrum umgebaut hat. In zwei großen Tonstudios stehen ihm nun alle Möglichkeiten offen, um seine Songs und Alben direkt vor Ort in bester Qualität zu produzieren. „Es gibt auch noch Büros und einiges mehr, aber wirklich klasse ist, dass wir jetzt auch einen großen Raum haben, wo wir als Band proben können“, schwärmt er von den neuen Möglichkeiten.

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In seinem „Musikhaus“ kann er so nicht nur ein Album fertigstellen, sondern auch seine Live-Shows von Anfang bis Ende realisieren. „Ich habe bei der Planung natürlich noch damit gerechnet, dass die Live-Shows auch stattfinden und die Einnahmen einkalkuliert, aber zum Glück habe ich genug Reserven, dass mir die Durststrecke nun nicht das Genick bricht. Und ich stecke den Kopf nicht in den Sand, sondern nutze jetzt die Zeit eben, um mich vorzubereiten auf den Neustart nach Corona.“

Jede Menge Träume

Die Bedingungen dafür sind bei Matthias Reim bestens, denn bei der Ausstattung seiner Räumlichkeiten hat er nicht gekleckert: „Ich möchte einfach eine gewisse Qualität haben und deswegen bin ich nicht unbedingt ein Freund von kleinen Kompaktstudios. Ich brauche einiges an Equipment, wie verschiedene Abhören, Einspielkeyboards und das Outboard-Equipment. Natürlich nutze ich auch hier und da mal ein Plug-in, auch einige Synthies, aber ich habe bisher nichts gefunden, dass meinen 88er KRONOS ersetzen könnte. Das ist ein Teil das unfassbar vielseitig ist und tierisch gut klingt.“

Besonders schätz er an seinem KRONOS die Dynamik und den Klang: „Ob das Streicher sind, ein Orchester oder Bässe, es ist egal, er hat immer etwas anzubieten. Das ist zwar ein digitales Keyboard, aber er hat so eine Art analoger Wärme, das ist einfach unglaublich. Ich bin so froh, dass ich den habe. Im Hauptstudio hat er einen absolut zentralen Platz gefunden und ist wirklich integriert.

Lange Liebe

Den ersten Kontakt zu einem KORG-Instrument hatte Matthias Reim schon früh, denn der erste Synth, den er sich gekauft hat, war der monofone MS-10. „Das war der einzige Synth, den ich mir damals leisten konnte. Der hat um die 700 Mark gekostet und das war viel Geld für mich. Den hab ich dann mit Fußpedalen angesteuert, damit ich auch parallel Gitarre spielen konnte. Mein Bruder hatte mir eine Fußtastatur gebaut und diese mit dem Synth verbunden, sodass ich mit den Füßen einen Bass spielen konnte und meine Hände an der Gitarre waren. Ab und an hab ich dann noch am Filter des MS-10 geschraubt, wenn eine Hand frei war. Das war unfassbar und echtes Multitasking.“

„ … fassungslos vor Begeisterung.
Ich habe mir sofort einen eigenen gekauft und seit dieser Zeit ist er mein „Daily Tool“, also das Werkzeug, mit dem ich jeden Tag arbeite.“

Nach dem MS-10 kamen weitere KORG-Instrumente im Lauf der Jahre dazu: „Ich hatte nahezu alle, ob Triton oder die ganzen anderen KORG Modelle. Es gab ja damals keine Plug-ins und die Anschaffung eines neuen Synths war gleichbedeutend mit der Anschaffung von neuem Input, von Inspiration. Mit der fortschreitenden Entwicklung waren Sounds immer lebendiger, haben sich verändert und die rhythmischen Strukturen kamen hinzu. Du hast eine Taste gedrückt und was dann erklang war die Grundlage zu einer neuen Idee. Das waren alles immer echte Songwriting-Maschinen. Und heute ist der KRONOS im Studio übriggeblieben, eine Hammermaschine und ich möchte ihn nicht mehr missen. Neben dem alten Masterkeyboard ist das mein einziges Keyboard, das ich noch im Studio habe und die 88er KRONOS-Tastatur ist die geilste Tastatur, die ich an einem Synth kenne. Wenn du da in die Tasten greifst, ändert sich dank der sehr großen Dynamik so unglaublich viel am Klang, das ist unfassbar inspirierend für mich. Das kickt das kreative Unterbewusstsein, das ist gigantisch.

Man entwickelt dann auch irgendwann eine Art von Vertrautheit mit so einer Tastatur. Ich hatte lange Zeit alle Synths aus dem Studio verbannt und habe nur noch Plug-ins genutzt. Aber vor gut neun Monaten habe ich den KRONOS bei einem Freund im Studio gesehen und hab ihn angespielt und ich war fassungslos vor Begeisterung. Ich habe mir sofort einen eigenen gekauft und seit dieser Zeit ist er mein „Daily Tool“, also das Werkzeug, mit dem ich jeden Tag arbeite.“

Liebe zum Pa4X MUSIKANT

Neben dem KRONOS ist Matthias Reim aber auch ein begeisterter Fan des Pa4X, den er so liebt, dass gleich zwei Songs auf seinem aktuellen Album „20“ damit entstanden sind. „Ich habe den Pa4X nicht nur bei „Deep Purple und Led Zeppelin“, sondern auch bei „Problem“ genutzt und beide Songs komplett damit geschrieben.“

Inspiriert haben ihn dabei vor allem die Style-Presets: „Ich hab die ganze Nummer zuerst als Demo aufgenommen und direkt auf dem Handy mitgeschnitten. Gerade die Style-Variationen sind der Hammer, mit denen hab ich den ganzen Song fertig gestellt. Ich hab auf dem Pa4X ein wenig gespielt und das hat direkt zu neuen Ideen geführt. Am Ende war der Song nach 10 Minuten fertig.“

Matthias Reim schätzt schon seit langem die Arranger-Keyboards von KORG. „Beim Album „Zauberland“, das 1993 entstanden ist, habe ich die Hälfte der Songs darauf mit dem ersten Auto-Arranger-Keyboard von KORG geschrieben und damals sogar die originalen Sounds auf der Platte genutzt.“

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Für sein aktuelles Album hat Matthias Reim den Pa4X als Grundgerüst genutzt und dann von diesen Vorlagen weiter gearbeitet. „Die Style-Vorgaben waren mein absoluter Anhaltspunkt, an den ich mich gehalten habe. Von da ausgehend konnte ich dann die ganzen Akustikgitarren hier selber aufnehmen oder habe sie von anderen Gitarristen spielen lassen. Auch die E-Gitarren hab ich noch mal gespielt, dazu bin ich einfach zu lange und zu tief verwurzelt als Gitarrist. Gitarren sind immer schwierig, bis in die letzte Perfektion hinzubekommen. Aber ich nehme mir die Zeit, so Sachen noch mal einzuspielen, weil ich 1.000 % Qualität haben will. Es ist super, wenn es dann ein Instrument wie den Pa4X MUSIKANT gibt, der mir ein so wertvoller Ideengeber geworden ist. Seine Inspirationsintelligenz begeistert mich jedes Mal komplett. Der Pa4X steht in meinem Esszimmer, sodass ich nicht erst über die Straße ins Studio gehen muss, wenn ich eine Idee habe. So habe ich zuhause und im Studio immer alles zur Hand, was ich brauche, wenn mich die Lust auf Musik packt oder eine Idee aufkeimt.“

Im Team mit klarer Vision

Die Produktion eines Albums ist oft auch Team-Arbeit. „Ich schreibe einige Dinge zwar alleine, aber wenn die Gelegenheit sich ergibt, auch sehr, sehr gerne im Team. Ich bin beim Schreiben gerne ein Teamplayer, aber beim Produzieren bin ich mittlerweile der Chef. Ich lass mir da überhaupt nicht mehr reinreden, denn ich weiß genau, wo ich hin will.“

Bei der Produktion der Live-Shows weiß Matthias Reim ebenfalls, wohin die Reise jeweils gehen soll, aber dennoch steht hier der Team-Gedanke noch mehr im Vordergrund: „Wir fangen jetzt bald mit den Proben an, das geht jetzt noch viel besser, da wir ja hier die Proberäume haben. Die sind akustisch optimiert und jeder hat seine In-Ear-Strecke. Damit können wir rein über Kopfhörer proben, da unser Drummer ein Digital-Drum-Kit spielt. Auf diese Weise können wir wunderbar arbeiten und alles direkt mitschneiden. Als Band analysieren wir danach, was wie wirkt, was wie klingt und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Wir besprechen, welche Teile wir Live realisieren können und welche Sachen wir ggf. über Ableton Live einfliegen müssen.“

„Als Band analysieren wir danach, was wie wirkt, was wie klingt und wo es Verbesserungs­möglichkeiten gibt.“

Während der Proben ergeben sich auch immer wieder Veränderungen an den Songs: „Das passiert noch massiv und wir entwickeln das gerade weiter. In den letzten 30 Jahren Live-Spielen haben sich ganz viele Nebenmelodien ergeben, die aber immer wichtiger geworden sind für die ganzen Songs. Die arbeiten wir gerade raus und wenn ich nächstes Jahr hoffentlich wieder auf Tour gehen kann, wollen wir alle diese Details auch am Start haben, um die Songs live perfekt zu präsentieren. Wir werden dazu die gesamte Live-Produktion aufräumen, werden Arrangements machen und bestehende ändern. Wir werden uns dafür viel Zeit nehmen und das, was wir für die Live-Shows aufnehmen, dann genau anhören, darüber diskutieren und am Ende wird das dazu führen, dass wir eine noch bessere Show hinbekommen werden.“

Am Anfang steht BlaBla

Die Songs von Matthias Reim entstehen immer auf ähnliche Weise, denn am Anfang steht eine Melodie. „Zu der singe ich dann einfach einen englischen BlaBla-Text und nehme den meistens direkt in meinem iPhone auf. Dann geht die Idee nicht verloren und ich halte auch die musikalische Emotion fest, die mich dazu gerade inspiriert hat. In so einem Moment will ich schnell sein und habe keine Zeit, in dem Moment deutsch zu texten. Da musst du ja was erzählen, das muss einen Sinn ergeben. BlaBla-Englisch ist in solchen Situationen viel schneller und effektiver. Interessanterweise bleiben aber oft Worte, die ich in so einem Moment intuitiv drauflossinge, später in ihrer Bedeutung im deutschen Text enthalten.“

Nachts im Whirlpool

Wenn Matthias Reim neue Songs entwickelt, steht am Anfang manchmal eine Strophe und manchmal ist es auch der Refrain, der ihm zuerst einfällt. „Dann geht immer die Suche nach den weiteren Songteilen los. Oft geht das dann in einem Rutsch, aber manchmal passiert danach auch gar nichts mehr. Diese Momente hasse ich sehr, wenn ich an so einer Stelle nicht weiterkomme.“

„Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine wasserdichte Version des Pa4X (lacht).“

Um aus so einer kreativen Sackgasse herauszukommen, schickt Matthias Reim wichtige Ideen an Freunde und Bekannte, die selber Songwriter sind, damit diese mit der Idee spielen und sie weiterentwickeln. Aber oft ist es auch eine ganz besondere Methode, mit der er dem kreativen Blackout begegnet: „Ich höre in so einem Moment einfach auf zu grübeln und mache etwas anderes. Später am Abend, meistens so gegen 23 Uhr, steige ich, ganz egal zu welcher Jahreszeit, in meinen heißen Whirlpool und schaue in den Himmel. Ich sage dann: „Ich brauche eine Idee“ und kann es selbst kaum glauben, aber spätestens nach 10 Minuten ist die da. Das ist unfassbar. Auch wenn ich Texte und eine Story suche, dann steige ich nachts in den Whirlpool. Wenn ich da rauskomme gehe ich in die Küche, nehme mir ein Bier und dann fließt der Text aus mir raus. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine wasserdichte Version des Pa4X (lacht). Mit Unterwasserlautsprechern und Whirpool-Control, um neben den Styles auch noch die Blubbergröße einstellen zu können.“

Unterbewusst zu neuen Geschichten

Neben dem musikalischen Prozess ist die Textarbeit das zweite wichtige Feld, dem Matthias Reim viel Zeit widmet. Am Anfang steht für ihn immer die Geschichte, die er erzählen möchte. „Sobald ich weiß, wie die Geschichte des Songs ist, brauche ich eine Zeile. Wenn ich die für mich gefunden habe, kann ich die Geschichte erzählen, dann wird es einfach. Doof ist immer, wenn du eine geile Songidee hast und auch schon über den Demo-Status raus bist, dir aber noch immer ein Text fehlt. Texten ist beim Songwriting schon der schwierigste Teil. Ich gehe regelrecht auf die Suche, aber mein Unterbewusstsein ist in solchen Phasen wirklich rund um die Uhr eingeschaltet, immer auf der Suche nach der Lösung. Ich suche dann die Worte, mit denen ich das Gefühl des Songs transportieren kann und ich schaue, wo und wie die Reise dorthin gehen kann.“

„Manchmal spiele ich einfach mal Gitarre oder setz mich ans Keyboard und dabei entstehen dann die Ideen.“

Natürlich helfen ihm dabei auch immer seine Routine und Erfahrungen aus seiner Karriere. „Manchmal spiele ich einfach mal Gitarre oder setz mich ans Keyboard und dabei entstehen dann die Ideen. Ich nehme gerne den KRONOS und gehe durch die unzähligen Soundbänke. Ich habe von KApro richtig viele und gute zusätzliche Soundbänke am Start. Die lade ich mir dann rein und dabei entsteht immer irgendwas.

Matthias Reim

Auf meinem XXL-Album gibt es eine Mega-Rockballade, die heißt Komm (als englische Version Rome und Juliette). Die hat der Drummer von Halloween getrommelt und der Song ist nur am KORG entstanden. Ich hab eine KRONOS-Fläche gelegt und einfach angefangen, darüber zu singen. Mein Kumpel im Studio hat mich angeguckt und gerufen: „Mach weiter, mach weiter, das ist geil.“ Er hat das mit dem Handy eigefangen. Mit der rechten Hand hab ich noch einen Streichersound darüber gespielt und dann wurde in einer halben Stunde dieser 5,5 Minuten Song daraus.“

Mit Klassikern und Fleiß zum perfekten Sound

Sobald ein Song fertig komponiert ist, geht es an die Aufnahmen und das kann schon zwei bis drei Wochen dauern, bevor es ins Mastering gehen kann. „Gerade die Feinarbeiten am Ende nehmen noch mal viel Zeit in Anspruch. Ich suche nach den richtigen Räumen, verfeinere noch einige Gitarren und schraube an Details. Aber es macht mir auch viel Spaß, das ist für mich wie ein Puzzle.“

Matthias Reim hat beim Produzieren immer eine klare Vorstellung davon, wie ein Song klingen muss. „Damit ist das Ziel klar und ich laufe nicht Gefahr, mich in den vielen Möglichkeiten des Studios und der Plug-ins im Rechner zu verlieren. Außerdem setze ich in der Phase des kreativen Prozesses gerne externe Hardware ein. Gerade beim Hall, denn der ist eine unheimlich wichtige Sache und dafür habe ich eine Art Geheimzutat: Mein analog-digitales Lexicon 480L mit LARC. Das gibt es zwar auch als Plug-in, aber das Original schlägt nichts. Wenn ein Song dann Richtung Ende geht, schalte ich das 480er ein und mache den „richtigen“ Hall. Du hörst den Unterschied, das ist unglaublich. Insbesondere Stimmen kommen damit noch mal ein Stück nach vorne und haben so eine Art analoge Wärme. Im A/B-Vergleich wird das besonders deutlich, aber auch im Gesamteindruck klingt es besser. Es ist auch so eine Art von Gefühl, aber es ist vergleichbar mit der Gitarre, die du z.B. über einen VOX Amp mit Box spielst und mit Mikros abnimmst. Das klingt ja auch anders und erzeugt ein anderes Feeling. Da ist das 480L immer noch eine Waffe.

Es geschieht irgendwas mit den Signalen und wir schicken auch andere Signale und Songs, bevor sie ins Mastering gehen, noch mal durch analoges Equipment wie Kompressoren und EQs durch, um diese Wärme und Färbung mitzunehmen. Ich hab so viele High-End-Plug-ins und das ist auch super zum Ausprobieren, aber am Ende ist die analoge Hardware für mich immer noch das Nonplusultra.

Meine Stimme geht auch über ein Brauner Mic und dann eine VoxBox, das ist zwar richtig, richtig teuer, aber es bringt dir diese Details und die Wärme. Aus wirtschaftlicher Sicht mag das zwar fraglich sein, aber ich habe das Glück, dass es mir mittlerweile sehr gut geht und so gehe ich in Sachen Sound keine Kompromisse mehr ein. Ich leiste mir das, weil mir meine Stimme das wert ist.

Und heute sind die Sachen ja auch im Vergleich zu früher deutlich günstiger geworden.“

Matthias Reim KORG Kronos

Neben den Hardware-Klassikern hat Matthias Reim aber noch einen weiteren Weg für sich gefunden, mit dem er seine Produktionen noch perfekter klingen lässt: „Ich gebe mir einfach mehr Mühe. Ich übe wieder mehr und mache mir schon bei der Mikrofonierung Gedanken, wie ich ein noch besseres Ergebnis erzielen kann. Ich habe mal mit Paul Hardyman (Chris de Burgh, YES, uvm.) aus England ein Album produziert und da war fast keine Technik im Einsatz, weil der so unglaublich sauber gearbeitet hat. Die Musiker waren perfekt und das Ergebnis auf den Spuren war perfekt, auch ohne Nachbearbeitung. Das war super und du konntest die Fader eigentlich mit dem Lineal glattziehen und es stimmte alles.

Deswegen übe ich im Moment auch wieder, Dinge durchzuspielen, sauber zu spielen und so weniger in Loops aufzunehmen. Damit wirst du selber wieder sicherer und besser und vor allem klingen die Aufnahmen natürlicher auf diese Weise.“

Matthias Reim spielt:

KRONOSPa4X MUSIKANT

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