Das Personalkarussell der Höhner hat sich nach langen Jahren mal wieder bewegt. Der neue Herr der Kölner Tasten ist kein Unbekannter
Für Fußballfans haben wir zum Start einen schönen Vergleich. Als der große Luis Figo, portugiesisches Mittelfeldgenie, es vor gefühlt zwanzig Jahren wagte, vom stolzen katalanischen Vorzeigeclub FC Barcelona zum verhassten Hauptstadtkonkurrenten Real Madrid zu wechseln, war Raunen im weiten Rund deutlich tiefer und nachhaltiger als beim missglückten Versuch eines mittelmäßig begabten Defensivakteurs, das Runde ins Eckige zu bugsieren. Ein Aufschrei ging durchs internationale Fußballvolk, Schweineköpfe wurden geworfen, die Welt blickte auf die iberische Halbinsel. Ja, so war das, geschehen vor exakt fünfzehn Jahren auf dem Planeten Erde. Wir nehmen also die Intensität dieses verwunderlichen Skandals, dieser unerwarteten Wendung, Entwicklung, dieses eins unfasslichen Ereignisses und übertragen es ins nur selten beschauliche Rheinland.
Alles war gut, alles ist gut, alles wird gut.
Wenn die dortige Überband, Die Höhner, einen Personalwechsel durch die Schlagzeilen jagen, gibt es natürlich keinen Aufschrei, Borstenvieh wird nicht kopflos und es droht auch keinem Jeck körperliche Gewalt. Ein bisschen argwöhnisch richten die feierwütigen Kölner ihren Blick aber dennoch auf das, was da kommt. Die liebgewonnenen Gewohnheiten lässt keiner gerne los, auch nicht in Kölle am Rhing. Da wird sich doch wohl nichts am Sound ändern? Können die Neuzugänge Kölsch? (Kurzer Einschub für die Nichteinheimischen: Gemeint ist sprechen und trinken!)
Man durfte sich also der Aufmerksamkeit gewiss sein in der Riege um Mastermind Henning Krautmacher, für nichtkölschsozialisierte Haarfetischisten auch bekannt als Bartträger des Jahres 2008. Doch nicht nur nervöse Fanscharen und neugierige Journalistenmenschen beschäftigten in jenen Momenten der Veränderung den Bandalltag, es stapelten sich nach Ankündigung des Abschieds der Ur-Höhner Peter Werner und Janus Fröhlich die Bewerbungen talentierter und tendenziell talentfreier Künstlermenschen. Ganz schön harte Arbeit so ein Human Resources Management. Aber auch die schlimmste Pein findet ein Ende, so waren am Ende die Träumer chancenlos und die Band um zwei Ausnahmekönner bereichert. Auf Janus Fröhlich folgte Wolf Simon und Keyboarder Peter Werner wurde abgelöst von Micki Schläger. Eine Zeitlang verharrten die Blicke Kölns auf den Neuen, man schnupperte ein wenig, hörte rein und zog sich vergnügt in die Wohlfühloase zwischen Sommer in der Stadt und der fünften Jahreszeit zurück. Alles war gut, alles ist gut, alles wird gut.
Micki Schläger muss grinsen, wenn er sich an diese Tage vor ein paar Monaten erinnert. Darauf angesprochen, reduziert er seine Erfahrungen aber auf Vorfreude. „It’s only Rock’n‘ Roll! Und den bekomme ich nun mit den Höhnern in einer unglaublichen Vielfalt.“ Da freut sich wirklich jemand auf seine neue Rolle in einer Kapelle, die tatsächlich weit über Karneval hinaus von einem Höhepunkt zum nächsten musiziert und seit Jahrzehnten für personifizierten Erfolg steht. Wenige Acts in Deutschland, die über einen derart langen Zeitraum über alle Ausspielkanäle funktionieren, weit über Kölns Grenzen hinaus. Neuling Micki Schläger, der längst kein Greenhorn ist, hat sich bereits nach kurzer Zeit an die Frequenz gewöhnt. Zwei Gedankengänge weiter fällt auf, dass dies auch nicht schwer sein dürfte: Der junge Mann darf schließlich seinen Leidenschaften frönen. Bemerkenswerte Einblicke in das, was kommen wird: „Das Höhner-Jahr ist immer pickepackevoll mit einer Menge Darbietungen, klassischen Konzerten, ist alles dabei.
Im März 2016 startet unsere bundesweite Frühjahrstour, auf der das neue Album vorgestellt wird, das wir soeben in Südfrankreich eingespielt haben. Anschließend folgen die Höhner-Rockin-Roncalli-Show Wochen in zwei verschiedenen Städten mit jeweils 15 Shows. In den Sommermonaten spielen wir Open-Air-Festivals und nach den Sommerferien folgen die Höhner-Classic, fünf bis acht Konzerte mit der Jungen Sinfonie Köln.“ Das ist mal eine hübsche Anzahl durchaus knackiger Events, verfolgt der verblüffte Hörer die Aufzählung, um sofort festzustellen, dass ein gewöhnliches Jahr auch in Köln nicht mit dem Sommer endet. Natürlich nicht.
Disziplin in allen Beziehungen!
„Der Herbst, ja, dann geht es noch mal auf Herbsttour, um die Städte in Deutschland zu bespielen, die wir im Frühjahr nicht geschafft haben, rechtzeitig zur Adventszeit startet dann unsere Weihnachtstour mit insgesamt 18 Konzerten“, führt Keyboarder Micki Schläger ungerührt fort. „Heiligabend und Silvester sind wir aber brav zu Hause bei unseren Familien. Im Januar schließt sich dann wieder der Kreis mit Karneval.“
Okay. Man denkt ja durchaus groß in der Vorbereitung auf eine Geschichte über eine große Band. Nur, um dann festzustellen, dass alles noch größer, noch bunter, noch spektakulärer ist. Schick. Nicht vergessen sollte man angesichts dieser abenteuerlichen Reise, die den Höhnern mit ihren unzähligen Fans ins Haus steht, dass nicht irgendwelche muffigen Bühnen bespielt werden, sondern eine exquisite Auswahl der nettesten Lokationen, die das Land der Dichter und Denker zu bieten hat. Und nett meint nett. Ein bisschen Trost für den schwerstens beeindruckten Mitmenschen: Auch Micki Schläger muss vor diesem Parforceritt Kondition bolzen. Auch vor seinen Erfolg hat der Herr den Schweiß gesetzt. Doch diese vermeintliche Hürde nimmt der Tastenprofi mit rheinischer Gelassenheit, man glaubt sogar, Freude am Training aus seinen Worten herauszuhören.
„Ja, ich trainiere tatsächlich recht intensiv. Als Mitglied der Höhner brauche ich in jedem Fall eine Menge Kondition und die habe ich“, versichert Micki. „Ich halte mich mit Jogging fit, hab‘ inzwischen auch schon mit Henning Krautmacher und dem zweiten Neuzugang, Wolf Simon, ein paar Runden gedreht. Auf die beiden muss ich allerdings immer warten. Die Höhner-Kollegen haben übrigens eine Art Rezept, das regelrecht auf unsere vielen Aufgaben zugeschnitten ist. Disziplin in allen Beziehungen! Mindestens acht Stunden Schlaf, kein Alkohol, auch nicht nach Feierabend, möglichst gesunde Ernährung und eben regelmäßigen Sport.“
Ein guter Plan mit körperlicher Fitness und gesunder Ernährung ist ein Kapitel der Erfolgsgeschichte, höchstes handwerkliches Knowhow und technische Extraklasse selbstredend weitere wichtige Aspekte. Es gab für Micki Schläger auch ein berufliches Leben vor den Höhnern. Als gefragter Keyboarder, Studio- und Musikschulenbesitzer fand sein Alltag auch vor dem neuen Engagement auf höchstem künstlerischen Niveau statt und war entsprechend eng getaktet. Diese, für die jetzige Aufgabe ohne jeden Zweifel prädestinierte Erfahrungen gibt Schläger tatsächlich nicht in Gänze auf, muss seinen Einsatz aber deutlich zurückfahren. „Ich trete im Schulbetrieb viel kürzer, hatte vorher an allen fünf Tagen unterrichtet, was jetzt logischerweise nicht mehr funktioniert. Ich habe aber sehr gute Kollegen, die meinen Ausfall perfekt kompensieren.“
Es ist beinahe ein 24-Stunden-Job bei dieser Band. Der Lohn diverser Entbehrungen, harter Arbeit und sportlicher Schinderei aber ist, abgesehen von all den anderen Höhepunkten im Jahr, den Kölner Karneval an Bord der Höhner zu erleben. Und jeder, der einmal in seinem Leben Zeuge dieses extrem langen Umzugs am Rosenmontag oder der eigentlich deutlich lässigeren Veedelszüge einen Tag zuvor wurde, weiß, welches Vorrecht sich Micki Schläger da erspielt hat.
„Natürlich ist Karneval auch Schunkeln, Alkohol und Nonsens, die ursprüngliche Idee aber ist eine andere und wird an den traditionsreichen Stätten in Deutschland wie Köln auch gelebt“, erklärt Micki Schläger. „Der kleine Mann durfte in dieser Zeit unverblümt und ungestraft der Obrigkeit die Meinung sagen, den Spiegel vorhalten. Da wurden die großen Themen einer jeden Zeit ebenso aufgetischt wie die Probleme der einfachen Leute. ‚Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien‘ hat sich in den Nachkriegsjahren beispielsweise mit den Besatzungsmächten beschäftigt. ‚Eets kütt et rud!‘ vom Eilemann-Trio mit der Einführung der ersten Ampelanlagen. Die Höhner haben mit ‚Kumm loss mer fiere‘ in den Neunziger Jahren ihr Statement zum Golfkrieg abgegeben und in der aktuellen Session 2016 werden zahlreiche Lieder zur europäischen Flüchtlingspolitik zu hören sein.“
Während der Karnevalssession und zu jeder anderen Gelegenheit muss sich Micki Schläger auf sein Handwerkszeug verlassen können.
In dieser gibt es für ihn nur eine Wahl, eine konsequente Nutzung diverser KORG-Produkthighlights.
„KORG-Produkte sind extrem schnell und einfach zu bedienen“
„Ich habe von Anfang an KORG gespielt. Mein erstes Besteck Ende der Achtzigerjahre war eine SG proX als Masterkeyboard und ein M1, die habe ich heute noch im meinem Museum“, schmunzelt er. „Danach kam die 01/W FD, Triton, Triton Studio, Triton Extreme, Karma und so weiter. KORG-Produkte sind extrem schnell und einfach zu bedienen, haben herausragende Grundsounds sowie ein unglaublich breites Spektrum an Combinations, die man leicht für seine eigenen Bedürfnisse nutzen oder umprogrammieren kann. Gerade in der vergangenen Zeit als Top40 Keyboarder wie auch jetzt, war und ist das eine große Hilfe bei der Soundwahl.“
Ein klassisches Hauptinstrument mag der Höhner-Sonderbeauftrage für Tastenkultur nicht benennen. „Ich nutze alles, so wie ich es brauche, wobei ein großes Segment für mich die Flügelsamples im KRONOS sind, grandios und unangefochten.“ Und im Studio? „Die Produktionen sind sehr aufwändig. Meine Herausforderung liegt darin, den Charakter bis ins kleinste Detail zu reproduzieren. Mit dem umfangreichen Soundfundus und den schier unbegrenzten Möglichkeiten des KRONOS bleibt keiner meiner Wünsche offen. Dieses Gerät ist aus meiner Sicht tatsächlich perfekt. Die Verarbeitung war bei KORG immer schon hochwertig und brachte tolle Roadfähigkeiten. Die jüngsten Entwicklungen und Features vereinfachen den Livebetrieb weiter, es gibt nichts Besseres auf dem Markt.“
Schöne Schlussworte eines denkwürdigen Austauschs, der die Sinne des Autoren zudem noch für eine Künstlerschar schärft, die dem musikalischen Radar bislang entgangen war. Angesprochen auf aktuelle Lieblinge verweist Micki Schläger auf „Dirty Loops“, eine schwedische Supergroup, die vom Kölner Kollegen außerordentlich gelobhudelt wird.
„Das ist aktuell ein Lichtblick in der Szene. Ich habe lange nicht mehr eine derartig geniale Produktion gehört. Und die Jungs haben auch einen perfekten Bühnensound, live ein wahrer Genuss.“
Während die Suche nach schmutzigen Ringen, Schlaufen, Schleifen, Schlingen, Ösen, Maschen und Kringeln beginnt, schießt eine spannende Frage durchs Mittelhirn: Was würde Luis Figo eigentlich zu den Höhnern sagen?