ARP 2600 M für Einsteiger

Nur wenige elektronische Instrumente haben einen solch legendären Status wie der ARP 2600.

Premiere hatte der semi-modular Synthesizer im Jahr 1971, und seine Flexibilität sowie der Sound machten ihn schnell zum Favoriten von visionären Musikern wie Edgar Winter, Stevie Wonder oder Joe Zawinul.

Nachdem 1981 die Produktion eingestellt wurde war ein ARP 2600 nur noch zu astronomischen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Mit dem ARP 2600 M ändert sich das nun, und der ikonische Sound ist zusätzlich noch in einem kompakteren Format erhältlich.

Um die Magie des ARP 2600 zu verstehen ist es wichtig erst einmal einen Blick auf die einzelnen Komponenten zu werfen:

  • Drei VCOs
  • 24dB Tiefpassfilter
  • Zwei Hüllkurvengeneratoren
  • VCA
  • Ringmodulator
  • Sample-and-Hold-Schaltkreis
  • Rauschgenerator
  • Mikrofonvorverstärker
  • Federhall

Die semi-modulare Verschaltung, die einzelnen Module sowie die logische Visualisierung des Signalflusses auf der Frontplatte haben viel dazu beigetragen, dass der ARP 2600 häufig an Universitäten dazu eingesetzt wurde, die Prinzipien der Klangsynthese zu vermitteln.

In dem heutigen Workshop wollen wir versuchen, einige Ansätze zu verfolgen, die in klassischen 2600 Patches nicht so häufig zum Einsatz kamen. So ist es zum Beispiel möglich, in Kombination mit einem polyphonen Sequencer, wie dem KORG SQ-64, die einzelnen Oszillatoren des 2600 M paraphon zu spielen. Paraphonie bedeutet in diesem Fall, dass mehrere Stimmen durch nur einen Filter oder VCA geschickt werden.

Als Beispiel dient hierfür ein Patch aus der Reihe „Sequencing Strategies“ bei dem zwei Stimmen separat kontrolliert werden. Im Zusammenspiel wird eine komplexe harmonische Struktur erzeugt.

Klangerzeugung – Schritt 1

Die PITCH Ausgänge von Track A und B des SQ-64 Sequencers werden mit dem KBD CV Eingang von Oszillator 1 und 2 verbunden. So kann man die Tonhöhe unabhängig voneinander steuern. Das Audiosignal der Oszillatoren wird im Filter summiert. Um ein möglichst obertonreiches Signal zu erhalten, nutzen wir die Rechteckschwingung von Oszillator 1 und die Pulswelle von Oszillator 2, die bereits ohne Steckverbindung am Eingang des Filters anliegen. Das Mischungsverhältnis der beiden Oszillatoren wird über die Regler VCO1 und VCO2 eingestellt. Das Ausgangssignal des Filters kann man nun über den Regler VCF im Mixer Modul hörbar machen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Ergebnis lediglich ein konturloser Drone. Abhilfe schaffen die Hüllkurvengeneratoren sowie der VCA.

VCA – Schritt 2

Der spannungsgesteuerte Verstärker des ARP 2600 M sorgt dafür, dass die Lautstärke der anliegenden Signale dynamisch über Hüllkurvengeneratoren reguliert werden kann; für diesen Patch nutzen wir dafür die zweistufige AR-Hüllkurve. Als erstes machen wir den VCA im Mixer-Modul hörbar, die Lautstärke des Verstärkers wird über den AR Regler eingestellt. Ausgelöst wird die Hüllkurve über den GATE Ausgang von Track B. Dieser wird anschließend mit dem SH GATE Eingang des ARP 2600 M verbunden. Wichtig ist noch, den darüber befindlichen Schiebeschalter in die untere Position zu bringen. So kann man die Hüllkurvengeneratoren durch externe Trigger steuern. Anmerkung: Da Track B weniger Gates als Track A sendet, ist er der ideale Kandidat, um den VCA zu steuern. So ist es möglich, über die Parameter Decay oder Release einzelne Noten von Track A zu betonen oder auszublenden.

Filter – Schritt 3

Der Filter ist verantwortlich für die kontinuierliche Veränderung der Klangfarbe in diesem Patch. Zunächst einmal generieren wir eine für jeden Schritt der Sequenz identische ADSR Filterhüllkurve. Diese wirkt über den entsprechenden Regler im Filtermodul auf die Eckfrequenz des Filters. Die INITAL FILTER FREQUENCY stellen wir hierzu auf etwa 100 Hertz ein, und den ADSR Regler in der CONTROL Sektion des Filtermoduls auf etwa 75%. Über den RESONANCE Regler wird die Filterbewegung noch zusätzlich verdeutlicht. Das ist auch ein guter Zeitpunkt sich mit den Unterschieden der beiden Filtertypen vertraut zu machen, die sich über den TYPE Schalter auswählen lassen.

Skalierung der Modulation – Schritt 4

Um den Filterverlauf interessanter zu gestalten, nutzen wir zusätzlich das MOD Signal von Track B. Wir verbinden hierfür den MOD Ausgang von Track B des SQ-64 mit dem VCO1 Eingang des Ringmodulators. Zusätzlich wird der Ausgang des Ringmodulators mit dem VCO2 Eingang in der CONTROL Sektion des Filters verbunden. Jetzt wird noch der OUTPUT der ADSR Hüllkurve mit dem VCO2 Eingang des Ringmodulators verbunden, um so das MOD Signal mit der Hüllkurve zu skalieren. Das Modulationssignal erhält so eine deutlichere Kontur, und sorgt dafür, dass die Sequenz lebendiger wirkt.

Voltage Processor – Schritt 5

Um noch mehr Kontrolle über den Klang des Filters zu erhalten, setzen wir das Voltage Processor Modul ein. Wir verbinden hierfür den OUTPUT des Ringmodulators mit Eingang 4 des Voltage Processors. Danach wird der obere Ausgang des Voltage Processors mit dem VCO2 Eingang der CONTROL Sektion des Filters verbunden.
Nun kann man mit Hilfe des Reglers 2 einen festen Offset einstellen und über den Regler 4 das skalierte Modulationssignal hinzufügen. Der Clou ist, dass der Voltage Processor das Signal invertiert und es so möglich ist, die Eckfrequenz des Filters negativ zu modulieren. Hierfür stellen wir die INITIAL FILTER FREQUENCY etwa auf 1 kHz ein.

Dieser Patch hat gezeigt, wie flexibel und intuitiv der ARP 2600 M aufgebaut ist. Über das Zusammenspiel der Hüllkurven, der Filtereckfrequenz, der Stärke der Modulationsquellen in der CONTROL Sektion sowie mit Hilfe der VOLTAGE PROCESSOR Sektion lässt sich der Sound beinahe unendlich variieren.

Zum Produkt:

ARP 2600 M

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