Einführung in die Welt der Sequencer – warum man nicht mehr ohne möchte . . .
Der neue KORG SQ-64 ist auf den ersten Blick ein klassischer Step Sequencer, mit dem man Melodien aufnehmen, verändern und abspielen kann.
Was allerdings unter der schwarzen Oberfläche schlummert, ist weit mehr als nur das. Ein kurzer Rundum Blick lässt erahnen, welche Möglichkeiten sich hier eröffnen.
1. Back to the Future – MIDI Ports – Wir lassen unseren Synthesizer spielen
Keyboarder wissen diesen Anschluss zu schätzen: den MIDI Port. Über ihn können wir unsere Synthesizer/Keyboards mit dem SQ-64 verbinden.
Melodiesequenzen erstellen
Einfach den MIDI Out des SQ-64 and unseren MIDI In des Synthesizers angeschlossen und die Reise kann losgehen. Wir wählen links den Track A und definieren im Step Mode links oben, wie lang unser Pattern sein soll (bis 64 Schritte, also 4 Takte) und starten den Sequenzer. Nun können wir ganz einfach im Gate Mode die Steps aktivieren, die wir hören wollen. Wenn wir jetzt in den Pitch Mode gehen, können wir den Schritten die jeweiligen Tonhöhen zuordnen – so entstehen unsere Melodien.
Wir können aber auch direkt im Pitch Mode (auch ein Button links oben neben dem Gate Mode Schalter) die Steps direkt mit den Noten eingeben. Dazu aktivieren wir vorher die Funktion „Add Gate“ – diese bewirkt, dass zusätzlich zu dem Pitchsignal (also den Tonhöhen) auch eine Info über die Notenlänge und den Notenimpuls ausgegeben wird. Nun drücken wir einfach die jeweiligen Steps, halten sie gedrückt und können dann mit dem Drehregler neben dem Display die Tonhöhe eingeben. Auf diese Weise haben wir relativ schnell eine Sequenz erstellt, die immer wiederholt wird.
Akkorde auf einem Track mit einbinden
Wir können sogar Akkorde aufnehmen. Das können wir machen, indem wir den MIDI Out unseres Keyboards mit dem MIDI Input des SQ-64 verbinden. Wenn wir nun „Record“ drücken, läuft der Sequencer los und wir können live drauflos spielen. Der SQ-64 kann bis zu 8 Stimmige Akkorde aufnehmen. Wenn wir dann die Sequenz abspielen lassen, können wir jeden einzelnen Ton nachträglich editieren, auch jeden Ton der Akkorde, die wir aufgenommen haben. Dazu müssen wir lediglich im Pitch Mode auf den Step Button drücken, dessen Tonhöhen wir verändern wollen. Dann sehen wir im Display die verschiedenen Noten und können sie dann über die Drehregler neben dem Display anwählen und editieren.
Akkorde auf der SQ-64 Tastatur einspielen – der Keyboard Mode
Ja richtig gelesen, auch das geht. Die 64 Taster, auf denen man sonst die Steps eingibt, kann man ausserdem als Klaviatur benutzen.
Wie mache ich das?
Einfach den Pitch Mode Knopf zusammen mit dem jeweiligen Track Button drücken, und schon bin ich im Keyboard Modus.
Jetzt muss ich nur über den 2. Regler rechts neben dem Display den Chord Mode anwählen und kann loslegen. Wenn ich nun im Global Mode das Tastaturlayout „keys“ ausgewählt habe, kann ich wie auch einer normalen Tastatur meine Akkorde oder Melodien einspielen.
Verschiedene Tastaturlayouts – auch für Gitarristen interessant!
Im Global Mode kann ich verschiedene Tastaturlayouts auswählen – da wären „Keys“ – das – wie oben beschrieben eine normale Klaviatur bietet.
Isomorphic ist für Gitarristen sehr interessant, hier sind die Tastenreihen in Quarten zueinander gestimmt. Und für uns Keyboarder ergeben sich hier sehr ungewohnte und inspirierende Situationen, da man anders spielt als sonst.
Das dritte Layout ist die Oktavenstimmung — hier sind – wer hätte es gedacht – die Reihen in Oktaven angeordnet.
Back to the Future Part 2 – Das Eurorack Modularsystem steuern
Da ich schon als 15 Jähriger Jean Michel Jarre Fan war (und ich heute noch viele Sachen sehr inspirierend finde), baute ich mir Ende 2019 mein eigenes Modularsystem zusammen und experimentierte sehr viel damit herum. Das Herzstück ist meistens ein Sequenzer, der alle Module steuert (Drums, Basslines, Melodien). Und genau das kann der SQ-64 sehr gut.
Eurorack Drum Module ansteuern und Beats programmieren
Wenn es darum geht, Rhythmen zu programmieren, bietet der SQ-64 viele Möglichkeiten. Wir verbinden die Gate Ausgänge an der Rückseite von Track D mit den Trigger Inputs unserer Drum Module. Wir haben nun 8 analoge Drumspuren zur Verfügung. Diese wählen wir aus, indem wir die Taste D halten und eine der Sub Spuren drücken – ihr seht, das ist recht übersichtlich gestaltet! Jetzt noch den Sequencer gestartet und schon sind wir mitten im Beat programming.
Eine Basssequenz programmieren mit den Eurorack Modulen
Ist auch relativ unkompliziert – wir verbinden den CV Ausgang unseres ersten Tracks A mit dem CV Eingang des Oscillator Moduls und den Gate Ausgang von Track A mit dem Gate Eingang des Envelope Generators. Wenn wir nun Track A auswählen, können wir wie oben um 1. Abschnitt beschrieben – die Sequenz eingeben oder aufnehmen.
Kleiner Tipp
Ich stelle mir meistens als Scale (Tonleiter) die Molltonleiter ein, dann kommt man schneller an ein Ergebnis, dass nach einer logischen Melodie klingt, da alle Tonleiterfremden Töne schon im Vorfeld „wegquantisiert“ werden. |
Die Sequenz wird lebendig – CV Modulation hinzufügen
Um die Sequenz zusätzlich noch „atmen“ zu lassen, können wir noch z.B. den Filter unseres Modularsystems modulieren lassen! Dazu verbinden wir den Mod Ausgang von Track A mit dem CV Eingang unseres Filtermoduls. Nun können wir – wenn wir in den Mod. Mode gehen (Button MOD) pro Schritt einen Modulationswert eingeben und so jeweils unterschiedliche Filterwerte erzielen. Unsere Sequenzen klingen dann plötzlich sehr lebendig und weniger statisch.
Kleiner Tipp
Noch lebendiger werden die Sequenzen, wenn wir im Mod. Mode mit den Werten „VAR. AMT“ – also Variation Amount und VAR.RNG – Variation Random Generation herumexperimentieren. Damit können wir die Wahrscheinlichkeit verändern und die Höhe des Wertes, mit der sich der Modulationswert ändert. |
Back to the Future Part 3 – der Controller Mode – DAW auf dem Computer steuern
Ich war schon immer ein grosser Fan von Tastaturen – vielleicht weil ich Keyboarder bin und diese Haptik immer mochte, ein Gefühl, auch mechanisch mit meinen Fingern etwas zu bewegen. Und genau das lässt sich mit dem SQ-64 sehr gut realisieren.
Start – Stop – Rewind – Forward – Record > Funktionen zuordnen
Unsere DAW (Digital Audio Workstation) mit dem SQ-64 zu steuern, ist zunächst keine Hexerei. In Logic Pro X gibt es z.B. eine Learn Funktion, die aber mi)lerweile fast alle DAW’s wahrscheinlich ähnlich behandeln.
OK – wenn ich nun die Transportfunktionen zuordnen möchte, drücke ich zunächst auf Start in Logic. (Oben im Bild seht ihr die Tasten, die ich mir reserviert habe für die Transportfunktionen)
Während die Wiedergabe nun läuft, drücke ich „CMD“ und „L“, das aktiviert die Lernfunktion. Dann drücke ich den Button auf dem SQ-64, den ich zuordnen möchte. Nun schließe ich das Controller Fenster, stoppe die Wiedergabe – drücke wieder „CMD“ und „L“, damit wieder die Lernfunktion aktiviert wird, und drücke dann den Button auf meinem SQ-64, der die Stopfunktion steuern soll. Dann schließe ich das Controller Fenster erneut, und kann nun testen, ob es funktioniert hat. Ähnlich verfahre ich dann mit anderen Funktionen, die ich noch steuern möchte.
VST Plugins steuern – Hall/Delay Intensität verändern über den SQ-64
Noch spannender wird es natürlich jetzt, wenn wir auf einzelne Parameter unserer Software Synthesizer zugreifen können. Dafür stehen uns die vier Drehregler rechts vom Display zu Verfügung.
Ich habe mein Korg M1 PlugIn geöffnet, und möchte nun die Delay Intensität steuern. Dazu muss ich mir ansehen, welchen Controller Wert (das ist der CC Wert) dieser Parameter in meinem PlugIn hat. Mit einem links Klick auf die Effektbalance wird mir das auch schon angezeigt und ich kann den Wert auswählen.
Im SQ 64 mache ich nun das selbe. Ich gehe in den Control Mode, drücke Shift und Control, und kann dann die einzelnen Regler definieren. Ich bewege den Regler, den ich zu ordnen möchte, schaue dass die Ausgabe auf USB MIDI steht, und der entsprechende Controller Wert auf CC15. Wenn ich nun an dem Knopf drehe, sollte sich der Wert der Effektbalance an eurem Plugin auch ändern. Und das könnt ihr natürlich mit fast allen Parametern machen.
Verschiedene Drumtracks einspielen in Logic Pro X
Nun möchte ich über die Buttons des SQ-64 verschiedene Drum Instrumente meines Drum PlugIns in meiner DAW einspielen. D.h., Ich muss den verschiedenen Instrumenten einzelne Noten zuordnen (also z.B. Bass Drum > Note 24, Snare Drum Note 26 etc). Und genau das mache ich wieder im Controller Mode. Nun kann ich über Shift und Control die MIDI Note des entsprechenden Buttons definieren.
Wenn ich meine Drums nun aber direkt im SQ 64 aufnehmen möchte, kann ich auch den Unterspuren auf Track D verschiedenen MIDI Noten geben.
Dazu selektieren wir Track D und gehen in den Global Mode.
Und wenn wir nun die einzelnen unter Spuren selektieren, sollte dieses Fenster auftauchen, dass ihr hier im Bild sieht (im Display des SQ-64 – Track D-1 bedeutet dann > Drum Unterspur 1). Dort könnt ihr dann sowohl den MIDI Kanal als auch die Note verändern. Das oben ist übrigens ein ganz normales Rhythmusgerät PlugIn, dass zum Umfang von Logic pro X gehört.
Im Land der ungeahnten Möglichkeiten
Ihr seht, die Funktionen sind sehr vielfältig und man kann teilweise (wenn man auch Live Musik macht und auf der Bühne steht) den SQ-64 sogar als DAW Ersatz mitnehmen, wenn man Sequenzen abfeuern möchte, als Arpeggiator oder als Drumcomputer.
Mein Schlusswort
Ich selber setze den Sequenzer immer öfter bei meinen Modular Recording Sessions ein, gerade da er sehr viele Drumspuren in Kombination mit 3 Melodiespuren bietet. Hinzu kommt die Möglichkeit der Patternlänge von 64 Steps, was für die meisten Melodien ausreicht.