Der KORG MS-20 wurde 1978 vorgestellt und war als „Schaltwand für Sounds“ konzipiert.
Bei der Entwicklung legte man großen Wert auf Kostenmanagement, um den MS-20 möglichst preiswert und gleichzeitig mit allen Patching-Optionen eines modularen Synths anbieten zu können.
Diese Kombination fand sowohl bei jungen Synthesizer-Enthusiasten als auch bei Profimusikern sofort großen Anklang und bescherte dem MS-20 weltweite Beachtung. Seit seiner Einführung wurde der MS-20 in seinen verschiedenen Formen von insgesamt mehr als 300 000 Leuten* genutzt. Jetzt ist er nach 35 Jahren originalgetreu als MS-20 mini zu neuem Leben erwacht. Aus diesem Anlass möchten wir die Erfolgsgeschichte des MS-20 erzählen und auch einen Blick auf die MS-Serie und andere Produkte werfen.
*Gesamtzahl aller verkauften verwandten Produkte.
Vorgeschichte des MS-20 – Alles begann mit dem Polysynth PS-3100 / PS-3200 / PS-3300 (Markteinführung 1977 / 1978 / 1977)
Für die damalige Zeit bot die Polysynth-Serie – kurz PS-Serie – erstaunliche Spezifikationen. Der PS-3100 – mit integrierter Tastatur – war komplett 48-stimmig polyphon und verfügte über einen VCO, VCF, VCA und EG pro Taste. Er war flexibel patchbar und nicht auf die gleichschwebende Stimmung festgelegt, sondern konnte frei gestimmt werden. Beim PS-3200 waren Tastatur und Soundgenerator getrennt. Er besaß zwei VCOs und einen programmierbaren Speicher für bis zu 16 User-Sounds. Der PS-3300 als Flaggschiff-Modell der PS-Serie enthielt drei PS-3100 Einheiten (also 144 Monosynths) und zählte zu den Favoriten von Keith Emerson und Jean Michel Jarre.
Der große Hit – „Schaltwand auf dem Schreibtisch“ – MS-20 (Markteinführung 1978)
Ein Thema bei der Entwicklung des PS-3100, der im Jahr zuvor auf den Markt kam, war die Unterbringung großer Synth-Schaltungen auf begrenztem Raum. Es waren große Anstrengungen nötig, um die Schaltung möglichst kompakt zu bauen und gleichzeitig keine Verschlechterung der Spezifikation zuzulassen. Die für den vergleichsweise gigantischen PS-3100 entwickelte Schaltungstechnik wurde auch im MS-20 verwendet, um einen monophonen Synthesizer mit zwei Sets von VCOs, VCFs, VCAs und EGs sowie ein Patchpanel und ein Modul für externe Audiosignale und CV-Wandlung herzustellen. Der Synth sollte weiterhin eine möglichst große Käuferschicht ansprechen und wurde unter rigorosem Kostenmanagement entwickelt. Auch bei den Abmessungen des Metallblechgehäuses spielten ökonomische Gründe mit. Besonders der mächtige Klang der Filter wurde zum Markenzeichen des MS-20 und machte ihn zur Ikone des „KORG Sounds“.
KORG MS-20 (1978) KORG MS-10 (1978)
Basismodell für die Ausbreitung des Synthesizers – MS-10 (Markteinführung 1978)
Der MS-10 war das kompakteste Modell der MS-Serie. Ein monophoner Synthesizer mit nur einem Set von VCOs, VCFs, VCAs und EGs. Obwohl einfach gehalten, unterstützte das Patchpanel des MS-10 eine ganze Reihe an Sounderzeugungsverfahren. Die Tastenanzahl wurde von 37 beim MS-20 auf 32 beim MS-10 reduziert. Und die typisch fetten und robusten Sounds ließen sich auch mit nur einem VCO erzeugen. Zudem passte der Preis zur zierlichen Gerätegröße. Mit 53500 Yen (damals etwa 300 USD) war er wirklich erschwinglich und förderte damit die generelle Popularität von Synthesizern. Daher wählten viele junge Musiker den MS-10 als ersten Synth. Er war der Favorit von Bands wie The Orb, Chemical Brothers, Juan Atkins, Underworld und vielen anderen.
Komplett patchbares Topmodell der Serie – MS-50 (Markteinführung 1979)
Der MS-50 wurde als Erweiterungsmodul für den MS-10/20 angeboten und zählt zu den seltenen Modellen der MS-Serie. Er basiert auf dem MS-20 und besitzt keine Tastatur, aber zusätzliche Schaltungen wie Divider und Integrator. Diese wurden beim MS-10/20 durch komplexere Möglichkeiten der Sounderzeugung ersetzt. Das Voltmeter oben rechts auf dem Panel war eine besondere Attraktion. Man konnte den MS-50 natürlich auch eigenständig mit CV/Gate-Signalen spielen. Während der MS-10/20 über eine grundlegende, intern verschaltete Signalführung verfügte und daher auch ohne Patching spielbar war, musste der MS-50 immer gepatched werden. Man konnte den MS-50 auch zusammen mit einem MS-10/20 oder dem weiter unten beschriebenen SQ-10 einsetzen und so größere modulare Systeme aufbauen.
KORG MS-50 (1979) KORG MS-01/02/03/04 (1979)
Weitere Mitglieder der MS-Serie: spezialisierte Zusatzgeräte – MS-01 / MS-02 / MS-03 / MS-04 – (Markteinführung 1979)
Kurz nach der Vorstellung der ersten Produkte wurden vier funktionsspezifische Module eingeführt, mit denen Anwender die verschiedenen Modelle der MS-Serie einfacher verbinden konnten. Diese Module boten zusätzliche Funktionalitäten für Live Performances oder Studioanwendungen und ließen sich auf verschiedene Synthesizer abstimmen, um das Potential der MS-Serie nochmals zu erweitern. Mit dem MS-01 Foot Controller konnte man ein Spannungssignal zur Steuerung einzelner Synthmodule regulieren. Und mit dem praktischen MS-02 Interface ließen sich CV/Gate-Signale konvertieren, die damals noch keinen für alle Hersteller gültigen Standard besaßen. Mit dem MS-03 Signalprozessor konnte man Audiosignale in CV/Gate-Signale konvertieren und auf diese Weise einen Synth mit externen Instrumenten wie Gitarre oder Gesang triggern. Und mit dem internen LFO des MS-04 Modulationspedals ließen sich VCO und VCF eines Modells der MS-Serie steuern.
Erweiterungsprodukte SQ-10 / VC-10 – (Markteinführung 1978)
Der SQ-10 kam zur gleichen Zeit wie der MS-20 auf den Markt. Dieser 12-Step x 3-Kanal Analogsequenzer verfügte über einen spannungsgesteuerten Clock-Generator zum stufenlosen Variieren der Zeitdauer zwischen den Steps und einen unabhängigen Trigger-Ausgang pro Step. Damit konnte man vielfältige Sequenzen programmieren und jeden Step als Soundspeicher verwenden. Manchmal wurde diese flexible Konnektivität sogar zur Steuerung von Lichtanlagen genutzt. Der VC-10 war der weltweit erste Vocoder mit integrierter Tastatur und deshalb für Live-Einsätze heiß begehrt. Sein typischer, prägnanter Sound war bei Joe Zawinul und vielen anderen Keyboardern sehr beliebt. Die spezielle Technik zum Anschließen eines separaten Mikrofons wurde später wieder im microKORG und vielen ausländischen Produkten eingesetzt.
KORG SQ-10 (1978) KORG VC-10 (1978)
Mit kombinierten Vintage-Technologien in eine neue MS-Epoche – MS2000 (Markteinführung 2000)
Mehr als 20 Jahre nach dem MS-20 wurde das MS2000 Analog Modeling Soundmodul als „neuer Synthesizer für das neue Millennium“ vorgestellt. Obwohl seine Voicing-Parameter und Sounds zukunftsweisend waren, bot er virtuelle Patch-Funktionalität auf Basis des MS-20 Patchpanels, einen Modulationssequencer auf Basis des SQ-10 und einen internen Vocoder auf Basis des VC-10. Alle Technologien waren in einem einzigen Instrument kombiniert und für den modernen Musikgeschmack konzipiert. Die Seitenwände aus Palisander und das stark abgeschrägte Panel-Design hinterließen einen extravaganten Eindruck. Der MS2000 war das Vorbild für alle kommenden analogen KORG Modeling Synthesizer wie den microKORG und RADIAS.
Die Wiedergeburt des MS-20 als Software-Synthesizer – KORG Legacy Collection / MS-20 Plugin mit MS-20 MIDI Controller (Markteinführung 2004)
Die Soundengine des MS-20 bestand aus einer einzigartigen Schaltungstechnik, die man extrem vereinfacht hatte. Bei jeder Funktion war der einzelne Transistor von entscheidender Bedeutung für den MS Sound. Das MS-20 Software-Projekt, das als Experiment in der KORG Entwicklungsabteilung begann, simulierte perfekt die Eigenschaften jedes einzelnen elektronischen Bauteils. Anstatt die Charakteristiken des Klangs zu emulieren, wie dies die meisten Software-Synthesizer bisher versucht hatten, reproduzierte dieses Projekt die eigentlichen Schaltungen in der Software. Dieses Modellieren der einzelnen Bauteile nannte man treffenderweise “Component Modeling Technology” oder kurz “CMT”. Man benutzte hochmoderne Tools, um die Schaltpläne verblüffend präzise zu rendern. Zusammen mit dem MS-20 Controller, der eine auf 84% verkleinerte originalgetreue Reproduktion des ursprünglichen MS-20 ist, wird das MS-20 Plugin und die restliche Legacy Collection weiterhin von Künstlern weltweit hoch geschätzt.
KORG MS-2000 (2000) KORG MS-20 (Plugin 2004)
2006 veröffentlichte KORG die LAC-1: Legacy Analog Collection als optionales „Erweiterungsinstrument“ für das Open Architecture Synthesis Studio „OASYS“, das 2005 vorgestellt wurde. Das MS-20EX wurde 2011 als Standardfunktion in die revolutionäre KRONOS Music Workstation und 2012 auch in den KRONOS X implementiert. Die inzwischen vertrauten Sounds des MS-20 waren in den letzten 35 Jahren allgegenwärtig – sowohl in der Popmusik als auch in KORGs legendärsten und einflussreichsten Produkten.
Analogtechnik ermöglicht neue Sounds monotron / monotron DUO / monotron DELAY/ monotribe – (Markteinführung 2010 und 2011)
Die Modelle der monotron/monotribe-Serie wurden als handtellergroße Analogsynths konzipiert. Der monotron erzeugt seine druckvollen Sounds mit einem zur Selbstoszillation fähigen VCF und einer vom MS-10/20 übernommenen Schaltung sowie einem einzelnen Set von VCOs, VCFs und LFOs. Der monotron DUO bietet zwei VCO-Einheiten, während der monotron DELAY mit einer internen Delay-Einheit ausgerüstet ist. Die Klangerzeugung ist mit Unterstützung der MS-20 Entwickler noch robuster geworden. Auf Basis des monotron hat KORG die Soundengine weiter verbessert, einen Step Sequencer und die analogen Drums der ELECTRIBE-Serie hinzugefügt und das Ergebnis als monotribe auf den Markt gebracht. Eine neue Generation von Analoggeräten, bei denen die Bedienung selbst zur Performance wird. Die Sync-Funktionalität ist ebenfalls analog, damit man Audiosignale verwenden kann. Natürlich arbeitet auch das Filter mit der gleichen Schaltung wie der MS-10/20.
KORG monotribe (2010) KORG monotron DELAY/DUO (2011) KORG monotron (2010)
iPad in Analogsynth-Studio verwandeln KORG iMS-20 fürs iPad – (Markteinführung 2010)
Die in Zusammenarbeit mit der DETUNE Corporation entwickelte iMS-20 iPad App nutzt nicht nur KORGs proprietäre „CMT“ Soundengine-Technologie zur perfekten Reproduktion von MS-20 Sounds, sondern bietet auch einen auf dem SQ-10 basierenden avollwertige Musikproduktionsumgebung für Profis, die sich mit der KAOSS PAD-Funktion zudem auch intuitiv spielen und steuern lässt. Durch die Integration der iMS-20 in die „SoundCloud“ zum Teilen und Verteilen von Musik erhält jedermann Zugang zu neuen musikalischen Ausdrucksformen. Ein besonderes Highlight der iMS-20 App ist ihre „Banana Patching“-Funktion, mit der man einen Ausgang zu mehreren Eingängen leiten kann – eine von vielen Ideen, die nur durch die Implementierung auf digitaler Ebene möglich wurden.