KAOSS Replay Live-Basics
In den vorherigen Workshops habe ich im Detail erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, mit Hilfe von KAOSS Replay Audio aufzunehmen und Tempo zu synchronisieren. In dieser Folge geht es vor allem um den Workflow in der Praxis und den Spaßfaktor mit KAOSS Replay – live und im Studio.
Start und Setup
Starten wir mit einem frischen Projekt via „Project“ Taste und dem Eintrag „New“. Ist KAOSS Replay via USB mit dem Rechner verbunden, dann kann das Gerät in Deiner DAW als Ziel ausgewählt werden, und Du kannst via Sampling in ein leeres Pad aufnehmen, was Du in der DAW abspielst.
Du kannst KAOSS Replay auch via Shift + Global (Surface) in den Card-Reader Modus bringen, um Audiofiles auf die SD-Karte aufzuspielen. Das geht auch, indem sie einfach entnommen und in den Rechner gesteckt wird.
Beachte: Im Gegensatz zu Experimenten mit dem Demo-Set und dem direkten Sampling ist der erste Import von Audiomaterial in ein leeres neues Set etwas schwieriger. Denn die Pads sind noch nicht belegt. Drücke Shift + Trigger Pad Edit (Utility), um in einen Import-Dialog zu kommen. Hierbei kannst Du noch kein Ziel-Pad auswählen, das machst Du erst in einem nachfolgenden Dialog. Nachdem Du zunächst im Import-Fenster ein Audiofile ausgewählt hast, kannst Du anschließend im Bereich Source dessen Tempo einstellen und unter „Destination“ ein Ziel-Pad wählen.
KAOSS Replay mit eigenem Material füttern
KAOSS Replay kann Dein Tool der Wahl werden, wenn es um Live-Performances geht. Wieviel Vorbereitung ist nötig? Nun, wenigstens ein Pad sollte mit einem synchron zum Tempo von KAOSS Replay laufenden Loop bestückt sein – danach kannst Du eigentlich ziemlich frei improvisieren.
Spiele in einem ersten Pad einen Drumloop ab, den Du entweder zuvor im Sampling-Mode aufgenommen oder importiert hast. Achte darauf, dass das Tempo Deines Drumloops richtig eingestellt und mit KAOSS Replay synchron läuft (lese bei Bedarf hierzu die Workshops zu den Themen Tempoanpassung und Aufnahme). Ich fange gern unten links an, auch wenn das in KAOSS Replay dann nicht Pad A1 sondern Pad A13 ist. MIDI-Synchronisation ist eine Option, um synchron mit dem Sampling zu starten, die Einstellung eines passenden Auto-Trigger Werts eine andere. Nimm außerdem lang genug auf. Justiere den Startzeitpunkt und die Länge Deines Samples bei Bedarf im Trigger Pad Edit Modus nach und halte die Wiedergabe hierfür an. Editiere, bis Dein Loop rund läuft. Dein eingestelltes Tempo im Trigger Pad Edit Bereich muss zum Sample passen. Wenn dies der Fall ist, kannst Du oben rechts im Display ein beliebiges Tempo einstellen und mit Hilfe der aktivierten Sync-Option deinen Loop hierzu synchronisieren.
Nun wird alles einfacher. Nimm danach zum Beispiel eine begleitende Bassline in ein anderes Pad (bei mir A14) auf. Ist beim Sampling die Loop-Länge auf 16 Beats eingestellt, wird dieser Loop vier Takte aufnehmen und sofort danach geloopt abspielen.
Achtung:
Wenn auf dem Pad zuvor bereits eine Aufnahme war, wirst Du diese möglicherweise noch hören, während Du auf dem Pad schon etwas Neues aufnimmst. Ich nehme im Test eine Bassline aus meinem analogen Modularsynth auf, die danach schön synchron und geloopt weiterläuft. |
Mix optimieren
Drücke Group A oder B und dann ein Pad mit einem spielenden Loop, um diesen jeweils einer Gruppe zuzuweisen. Dann kannst Du die Lautstärke mit Hilfe der Group Level-Fader links und rechts von den Pads regeln. Evtl. musst Du eine Zuweisung zu einer anderen Gruppe noch löschen, denn ein Pad kann auch zwei Gruppen zugewiesen sein.
Playback Variation via Gate vs. Playback als Loop
Du willst nun nicht ständig die Bassline geloopt hören, sondern den Loop ab und zu manuell andeuten und dann verstummen lassen? Kein Problem! Hier bietet KAOSS Replay eine tolle Möglichkeit: Drücke im laufenden Betrieb auf „Gate“ (so dass der Button leuchtet) und dann auf das spielende Pad (hier in meinem Test: A14). Nun triggere ich mit jeder Pad-Berührung den Loop, solange ich das Pad festhalte (Gate-Mode) – und kann meinen Bass-Sound immer wieder kurz und spontan „andeuten“ bzw. „anspielen“.
Wenn ich dann irgendwann Gate wieder ausschalte (die Beleuchtung erlischt), kann ich durch Drücken des Pads meinen Bassline-Loop mit einem Tastendruck wieder starten. Wenn neben Sync auch Quantize an ist, wird der Start gemäß den Einstellungen exakt im Raster erfolgen. Darüber habe ich schon im Aufnahme-Workshop geschrieben, das Thema ist auch hier wieder wichtig. Sinnvoll ist z.B. eine Quantisierung, welche die Aufnahme immer exakt auf Zählzeit 1 startet. Oder eine, die auf einer Viertelnote startet – je nachdem, auf welcher Zählzeit Dein Loop starten soll. Das stellst Du im Menü Global unter Quantize Resolution ein. Wenn hinter dem gewählten Eintrag „Dly“ steht, (also z.B. 1Bar (Dly) wird der Pad-Start bis zum nächsten Schlag des eingestellten Rasters verzögert. Das ist etwa beim Resampling ganzer Takte praktisch. Bei Einträgen mit dem Zusatz „Dly/Adj“ (z.B. ¼ Beat (Dly/Adj)) wird eine automatische Anpassung an das Raster versucht. Diese Einstellung habe ich in diesem Beispiel für meine Bassline genutzt. Probiere verschiedene Einstellungen aus.
Effekte anwenden
Drücke Shift + Line/Phono (FX Target), um zu sehen, welche Signale mit Effekt bearbeitet werden: Group A, Group B, nicht zugewiesene Sampler Sounds und die Inputs Line/Phono, USB Audio oder Mic (für die zusätzlich oberhalb des Displays eine Taste aktiviert werden muss, die dann leuchtet). Du kannst Bereiche durch Drücken auf das Touch-Display für die Effektbearbeitung ein- und ausschalten. Voreingestellt ist alles aktiv, das ist an den farbigen Rändern neben den Einträgen erkennbar.
Angenommen, Deine Drums sind Group A zugewiesen, dann kannst Du schnell ein einfaches Filter-Preset auf den Drums ausprobieren und den Rest davon unbearbeitet lassen, wenn Du nur Group A im Bereich FX Target eingeschaltet lässt. Du findest bei den ersten Effekt-Presets 01 und 02 gleich Low Pass und High Pass Filter. Beachte: Damit deren Wirkung vollständig zu hören ist, musst Du den FX Depth Regler voll aufdrehen. Ansonsten werden die Drums nicht vollständig gefiltert, sondern erklingen teilweise noch im Originalzustand.
Was genau der FX Depth Regler macht, hängt auch vom verwendeten Effektpreset ab. Die Effektauswahl in KAOSS Replay geht weit über klassische Insert- und Send- bzw. Zumischeffekte hinaus. Dennoch bleibt das in der Praxis eine sinnvolle Effektklassifizierung. So findest Du etwa in den Presets 103-105 verschiedene Reverbs. Hier „versinken“ die Drumloops bei voll aufgedrehtem FX Depth Regler nicht vollständig im Hall, sondern dieser wird eher hinzugemischt. Allerdings dient „FX Depth“ dann nicht als klassischer Send-Regler, sondern wirkt auch wie ein Return-Regler und verändert auch die Lautstärke des Effekts.
Was genau die jeweiligen Effektpresets von KAOSS Replay machen, probierst Du am besten selbst aus – schließlich gibt es über 200. Bei Effekt 13 Reverb Filter hörst Du beispielsweise ausschließlich den Effekt, wenn FX Depth voll aufgedreht ist, auch wenn es sich hier um eine Kombination aus Hall und Filter handelt. Auch Preset 123 Deci Looper lässt nichts vom Original übrig und sorgt für einen beatsynchronen Stutter-Effekt, der beim Loslassen noch leicht ausklingt. Das gilt auch für viele andere Effekte von KAOSS Replay, die stets dafür optimiert sind, ohne Konfigurationsmühen passend live performt werden zu können. Das gilt zum Beispiel auch für den Effekt mit der Nummer 142 (Unison Vocoder Effekt). Mit diesem bekommst Du ganz leicht Effekte im Roboterstil für beliebiges Audiomaterial hin, ohne einen weiteren Synthesizer anschließen zu müssen. Effekt 148 Vocoder M7 bietet gar noch einen automatisch gespielten Moll7 Akkord zur Verfremdung. Preset 79 Grain Shifter zerhackt dein Signal im Stil eines Insert-Effekts, Preset 86 Delay liefert Dir ein Echo im Stil einer Zumischung. 18 HPF & Reverb nutzt die vier Ecken, um mal das Filter, mal den Hall oder beides in Kombination hörbar zu machen. Die Vielzahl der Effekte könnte durchaus noch weitere Workshops oder Musikerleben ausfüllen. Kein Wunder, denn in KAOSS Replay steckt geballtes Know-How mehrerer Generationen von KAOSS-Pads. Es macht hier auch einfach Spaß, mal ohne Plan Effekte aufzurufen und auszuprobieren.
Wenn Du „Touch Hold“ drückst, musst Du nicht den Finger auf dem Touch-Display festhalten, sondern kannst loslassen, und der eingestellte Effekt bleibt aktiv. Drücke „Pad Motion“, um eine Bewegung auf dem Touchscreen aufzunehmen und wieder abzuspielen. Das erfolgt nicht unbedingt exakt temposynchron, Du kannst aber durch zweimaliges Drücken von „Pad Motion“ Deine aufgezeichnete Bewegung neu starten.
Shift + Pad Motion / Reverse ändert die Abspielrichtung Deiner loopenden Pad-Motion-Bewegung. Shift + Touch Hold / Break schaltet Dein abspielendes Sample kurz temporär stumm, während es im Hintergrund weiterläuft. So realisierst Du manuell Stutter FX. Du siehst: KAOSS Replay bietet eine Vielzahl sofort steuerbarer Tools für Live-Performances. Nicht zuletzt kannst Du die Effekte auch einfach nur auf eingehendes Audiomaterial anwenden. Du musst mit KAOSS Replay keine eigenen Loops spielen, aber Du kannst.
Resampling
Wenn Deine Loop-Maschine einmal läuft, und Du die Konfiguration wie besprochen im Griff hast, wird es einfach, weitere, neue, mit Effekten bearbeitete Loops aufzunehmen und wieder abzuspielen und komplexe Live-Acts zu realisieren. Denn Du kannst die Aufnahme stets quantisiert starten. Gehe hierfür in den Resampling-Mode und nehme auf ein leeres Pad auf, was Du performst. Wenn dieses nach der Aufnahme dann automatisch losläuft, musst Du lediglich das bisher laufende Material ausschalten. Du kannst dann problemlos beim Live-Act zwischen verschiedenen aufgezeichneten Loops mit Effekten umschalten, denn auch die Wiedergabe neuer Loops startet ja stets quantisiert.
Speichern
Vergiss aber nie, Dein Projekt abzuspeichern, bevor Du das Gerät vom Strom trennst, um nicht versehentlich Inhalte zu verlieren. Übrigens: Wenn Du beim Speichern des Projektes die Option Trimming wählst, werden die Audiodateien gemäß den Start-/Endpunkten des Projektes abgespeichert. Auf diese Weise kannst Du editierte Audiofiles auch gut in andere Sequencer importieren.
Begleitvideo: