Der microKORG2 macht es Dir leicht, hervorragende Sounds vieler Genres schnell bei der Hand zu haben. Aber auch eigenes Sounddesign am microKORG2 kann sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen viel Spaß machen, weil die Darstellung so übersichtlich und nachvollziehbar ist.
Das liegt zum einen daran, dass die Einfachheit der Bedienung mit fünf Drehreglern vom Klassiker microKORG übernommen wurde. Zum anderen wird durch das farbige Display alles nochmal viel einfacher und übersichtlicher. Die fünf Drehregler sind farbig markiert und auf dem Bildschirm kannst Du stets auch an der Farbe ablesen, was Du mit ihnen gerade steuerst. Dieser Workshop zeigt vor allem Sounddesign-Basics, kann aber auch für Fortgeschrittene interessant sein, die an einer Einführung in die grundsätzliche Bedienung des microKORG2 interessiert sind. Einen Link zu einem begleitenden Video findet ihr unten.
Basics
Sounds im microKORG2 heißen „Programs“. Jedes Program kann aus bis zu zwei „Timbres“ bestehen. Wie Du ein zweites Timbre aktivierst, liest Du weiter unten. Wenn zwei Timbres aktiv sind, leuchtet der Timbre-Button unter dem braun markierten Drehregler.
Ich schlage hier grundsätzlich zwei verschiedene Wege vor, um an Sounddesign allgemein und hier speziell am microKORG2 heranzugehen. In der Praxis ist es gut, beide Methoden bei Gelegenheit mal angewendet zu haben.
1.) Sounddesign auf Basis eines Init Programs
Der erste startet quasi von Null. Dieser erste Weg macht es leichter, den Synth als Ganzes zu verstehen und einzelne Funktionen auszuprobieren, ohne den Durchblick zu verlieren. Du nimmst einen ganz einfachen Sound und lässt aus diesem etwas neues entstehen. In einem neuen microKORG2 kannst Du einen solchen einfachen Sound als „Init Program“ finden, wenn Du die Bank-Taste so lange drückst, bis Du auf der User Bank gelandet bist, die voll mit „Init Programs“ ist. Alternativ drückst Du die rechte der fünf Tasten unter dem Bildschirm, um den FUNC Bereich aufzurufen, hältst diese fest und drückst danach dann die linke Taste, um die INIT Funktion auszulösen, die Du dann nur noch via EXECUTE bestätigen musst. So bekommst Du einfach mal ein leeres Programm zur Verfügung. Keine Angst, der INIT Vorgang überschreibt dabei das bisherige Program nicht, das geschieht nur, wenn Du speicherst.
2.) Sounddesign auf Basis eines komplexen Programs
Der zweite Weg nimmt einen bestehenden Sound und verändert ihn. Diese zweite Methode eignet sich besonders gut, wenn komplexe Sounds das Ausgangsmaterial sind und Dich einzelne Komponenten stören. Im microKORG2 könnte das beispielsweise der Fall sein, wenn Du mit zwei verschiedenen Timbres arbeitest.
Am Ende dieses Workshops kannst Du nachlesen, wie Du einen neuen Sound speichern kannst.
Sounddesign auf Basis eines Init Programs
Starte mit einem Init Program. Die mit Timbre Edit beschriftete Taster-Sektion des microKORG2 hat sechs Buttons. Drücke den linken davon mit der Aufschrift „Voice“. Drehe den gelben Regler auf 8 um die Zahl der Unison Stimmen auf 8 zu stellen. Stelle nun daneben am „roten“ Regler U.Detune auf 85 und bewege den Regler auf und ab. Du hörst nun, wie aus einer Stimme mehrere, leicht gegeneinander verstimmte Stimmen den Sound fetter, aber auch ein wenig schräger machen. Drehe auch am hellblauen U.Spread Regler, um die Stimmen breiter im Stereofeld zu verteilen. Das Display unterstützt Dich dabei stets mit visuellen Darstellungen, die Dir helfen, besser zu verstehen, an welchem Parameter Du gerade arbeitest und was dieser macht.

Drücke die Voice Taste nochmals. Stelle Portamento Time auf 74. Spiele nun zwei weit auseinanderliegende Tasten nacheinander, doch lasse die erste erst los, wenn Du die zweite schon gedrückt hast: Nun erfolgt ein fließender Übergang zwischen den Tonhöhen, dessen Länge der eingestellten Portamento Time entspricht. Stelle PortaMode mit dem blauen Regler von „Fingere“ auf „Always“, um diesen Effekt unabhängig vom Loslassen der zuerst gespielten Taste zu bekommen. In diesem Bereich kannst Du via Transport und Finetune auch noch die Gesamtstimmung tiefer- und höherlegen oder via Fine Tune an andere Stimmungen anpassen. Hier stellst Du auch ein, um wieviel Töne Dein Sound rauf- und runtergeht, wenn Du am Pitch-Wheel drehst.
Oszillatoren und Mixer
Nun betrachten wir den Taster rechts daneben, der zu den Oszillatoren führt (Osc 1, Osc 2, Osc 3 und Noise). Stelle zuvor Unison und Portamento-Time wieder zurück auf den Ausgangswert (Off/ 0) bzw. ganz linke Reglerstellung oder lade ein neues Init Program. Um aus anderen Ansichten ans Hauptmenü mit FUNC und INIT zu kommen, drücke die ganz rechte Taste HOME unter dem Bildschirm.


Hier findest Du das Herzstück des Synths, die Klangquellen. Im Init Program hörst Du nur Osc 1, das hilft uns hier, diesen genau zu untersuchen. Drehe am braunen Regler (Bereich: WAVE), wo SAW als Wellenform eingestellt ist. Dieser hat besonders viele Anteile an hohen Frequenzen und eignet sich daher gut für nachfolgende Filterbearbeitung. Du kannst entweder andere Wellenformen (SQUARE, TRIANGLE, SINE) einstellen und deren Klang anhören. Oder Du drehst bis zum nächsten Eintrag DWGS. Hier findest Du 64 kurze gesampelte Wellenformen mit ganz unterschiedlichen Klangeigenschaften, die die Vielseitigkeit der Klangerzeugung des microKORG2 ausmachen. Du kannst sie mit dem blauen Regler im Bereich SAMPLE aufrufen. Der Kurzname eines jeden Samples wird in weiß oberhalb des Eintrags Semitone eingeblendet. Höre sie durch, um einen Eindruck zu bekommen. Wenn Du den braunen Regler weiterdrehst, erscheint im Bereich WAVE der Eintrag „One-Shot“. Mit dem Sample Regler kannst Du nun ein perkussives Sample auswählen. Höre auch hier ein paar Samples durch.
Du hast im OSC Bereich vier Klangerzeuger, nämlich die drei Oszillatoren OSC 1, 2 und 3 sowie außerdem noch NOISE. Du erreichst sie durch mehrmaliges Drücken der entsprechend beschrifteten Taste. Im INIT Program hörst Du bislang aber nur OSC 1, weil die anderen Quellen im Mixer heruntergedreht sind. Gehe nun auf den Taster MIXER rechts neben dem Taster für die Oszillatoren. Drehe nun den Regler für Noise Lvl auf und Osc1 Lvl herunter. Probiere auch die Möglichkeiten der Noise Klangquelle aus. Hier kannst Du Noise Type und Noise Color einstellen. in beiden Fällen geht es darum, wie der Frequenzbereich des Rauschens verteilt ist. Gefiltertes Rauschen kann Dir beispielsweise helfen, interessante perkussive Klänge, aber auch Ambient Sounds zu erstellen.
Die NOISE-Einstellungsseite hat übrigens noch eine weitere Überraschung zu bieten: Hier kann eingestellt werden, ob die Tonhöhe der Oszillatoren abhängig von der gespielten Note ist. Stellst Du hier z.B. OSC KBD auf Fixed, dann bleibt zumindest für diesen OSC 1 ein gleichbleibend hoher Ton zu hören, egal, welche Note du auf dem Keyboard spielst. Andere OSCs können sich dagegen weiterhin nach Deinem Keyboardspiel richten.
Wir probieren nun aber einen „normaleren“ Sound aus, bei dem alle Oszillatoren der Tonhöhe des Keyboardspiels folgen,, der aber etwas komplexer wird, das Klangpotenzial des microKORG besser ausreizt, aber dennoch schnell erstellt ist. Starte ausgehend von einem Init Sound und drehe die Lautstärken (Lvl) von Osc 1, 2 und 3 in microKORG2’s Mixer-Page etwa gleich laut ein, wobei Osc 2 einen Tick leiser klingen soll (stelle z.B. Level für Osc 1 auf 110, für Osc 2 auf 94, für Osc 3 auf 110 und für Noise auf 0).
Stelle nun, wie oben erklärt, im Menü Voice Osc 1 auf DWGS Sample 52, Osc 2 auf DWGS Sample 18, Osc 3 auf DWGS Sample 23. Stelle außerdem für Osc 3 Mod Type VPM ein. Gehe nun zu Osc 2 und drehe den orangenen OSC Mod Regler auf und ab: Ein orgelähnlicher Sound kann nun fein dosiert zu etwas krass Zerrendem werden. Osc 3 moduliert hier mit einem speziellen Modus optional die anderen beiden, Intensitäten und Modi lassen sich variieren. An diesem kleinen Beispiel kannst du schon hören, wie viel mehr Klangnuancen es noch gibt.
Speichere den Sound als 3 OSCProgrammMod1. Wie das geht, steht am Ende des Artikels.
Filter
Eine Besonderheit des microKORG2 Filters ist die Möglichkeit, fließend zwischen Filtercharakteristiken überblenden zu können. Es kann also fließend variiert werden, ob das Signal oberhalb, unterhalb oder seitlich von der eingestellten Cutoff-Frequenz abgeschnitten wird. Drücke den Mixer/ Filter Button zweimal, um auf die Filter-Seite zu gelangen. Drehe jetzt am Type-Regler, um die Bewegung zu hören. Mit welcher Frequenzkurve die verschiedenen Filtertypen das Signal bearbeiten, zeigt Dir die Grafik. Wir kommen im Bereich Modulationsmatrix noch mal auf das Thema zurück.

Hüllkurve
Die Hüllkurve (englisch: Envelope Generator oder EG) halte ich für das wichtigste Sounddesign-Tool in jedem Synthesizer. Sie besteht bei den meisten Synths aus der Attack-Zeit, der Decay-Zeit, dem Sustain-Level beim Halten der Teste und der Release Zeit nach dem Loslassen der Taste. Die Attack-Zeit bestimmt, wie schnell volle Lautstärke nach dem Drücken der Taste erreicht wird. Im microKORG2 sind Attack- und Release-Zeiten im Init Program schon auf den HOME Page zugewiesen, die Du beim Aufrufen eines Presets zu sehen bekommst. Aus anderen Ansichten gelangst Du, wie schon gesagt, durch Drücken des HOME Buttons dorthin.
Stelle bei unserem 3 OSC… Programm oder einem Init Program den Wert für Attack (AEG Attack) auf 92, und den für Release (AEG Rel) auf 113. Zuvor stehen beide auf „0“, so dass der Sound beim Spielen einer Taste sofort erklingt und beim Loslassen sofort verstummt. Mit den neuen Einstellungen schwingt Dein Sound langsam ein und klingt sanft aus – weich und flächig wie ein Pad. Wir haben hier die Amp-Hüllkurve behandelt, die die Lautstärke regelt. Du kannst auch eine Filterhüllkurve bearbeiten. Du erreichst die Einstellungen durch Drücken auf Amp EG und Filter EG.
Übrigens
Dreifaches Drücken der Voice-Taste führt Dich zu einer Ansicht, wo Zuweisungen der Funktionen der fünf Drehregler im Home-Bildschirm gemacht werden können. |

Modulationsmatrix
Du kannst im Bereich PATCH 1-6 beliebige Quellen (engl: Sources) mit Zielen (engl.: Destinations, kurz: Dest) verknüpfen, um Bewegung in Deine Sounds zu bringen. Drücke ich es im Synthesizer- Fachchinesisch aus, dann modulierte im Beispiel oben etwa die Amp Hüllkurve (Source) die Lautstärke bzw. den Amp (Destination). Das musste ich aber nicht extra im Bereich Patch 1-6 einstellen, weil es eine solche Standard-Verknüpfung bereits intern gibt.
In den Patches gibt es aber gleich zwei Sources, die Du mit dem braunen und dem blauen Regler einstellst. Bei einem Init Programm ist so standardmäßig ein sich auf- und abwärts bewegender LFO +- (Source 1) via ModWheel (Source 2) mit der Tonhöhe (Pitch) als Ziel (Dest) in Patch 1 verknüpft, so dass nur beim Hochdrehen des Modwheels ein leichtes Eiern der Tonhöhe bzw. ein„Vibrato“-Effekt hörbar wird. So kannst Du eine Modulation etwa auf der Bühne bei Bedarf spielerisch hineinbringen und auch wieder aus dem Sound entfernen. Das Init Program zeigt Dir auch weitere interessante Verknüpfungen in Patches, die Du aber erst mit dem lila Regler aktivieren musst. Steht Connect auf „off“ ist die Verbindung nicht aktiv. Aktiviere etwa Connect auf Patch 2 um zu hören, wie der LFO 2 die Wellenform von Osc 1 (Osc 1 Shape) moduliert. Wenn Du Patch 4 aktivierst, sorgt eine Source namens „Analog“, die auf „Timbre Pitch“ wirkt dafür, dass es etwas mehr wie bei einem analogen Synth klingt, indem bei jedem Anschlag die Tonhöhe leicht verstimmt wird.
Stelle nun auf Basis unseres gespeicherten Sounds oder des Init Programs mit dem braunen Regler als Source für Patch 1 LFO 1 +/- ein und mit dem orangenen Regler FILTER CUTOFF als Ziel. Stelle mit dem roten Regler die Modulationsintensität ein und aktiviere die Modulation via „Connect On“ mit dem lila Regler. Nun sollte Dein Filter „auf- und zu gehen“. Nun gehen wir durch nochmaliges Drücken von PATCH 1-6 zu Patch 2, wo wir LFO 2 +/-als Source einstellen und diesmal FILTER TYPE als Ziel. Die besondere Fähigkeit des microKORG2 zwischen Filtertypen überblenden zu können kannst Du so gut in Szene setzen. Das könnte ein experimentelles Patch werden. Beachte: Wenn Du Mod. W als Source 2 aktivierst (etwa in Patch 1), hörst Du die Verknüpfung von Source 1 (LFO) und Destination (Filter Cutoff) auch bei voll aufgedrehter Intensität nur dann, wenn Du das Mod Wheel (2. Rad von links) auch hochdrehst!

Sounddesign auf Basis eines komplexen Programs und Arbeiten mit zwei Timbres

Wenn Du ein fertiges Program lädst, ist meist schon sehr viel programmiert. Untersuche den Sound „1 SynthWaves“ aus der Bank A Pop/Rock Classic, der normalerweise beim ersten Anschalten erscheint. Er besteht aus zwei Sounds: Timbre 1 und Timbre 2.
Timbre 1 ist im Beispiel des „Synth Waves“ Sounds ein rhythmischer Sound. Ein sogenannter Arpeggiator wiederholt gespielte Noten rhythmisch. Timbre 2 ist hier ein Pad-Sound. Drücke den Timbre-Regler lange, um an die Timbre Mixer Page zu gelangen. Hier kannst Du beide Timbres unabhängig voneinander laut und leise machen. So kannst zu z.B. die Fläche „loswerden“, wenn Dir nur der Arpeggiator-Sound gefällt. Drehe hierzu einfach das Tmb2 Lvl mit dem orangenen Regler herunter. Du kannst das auch anders erreichen: Drücke Voice und stelle als Timbre Mode „Single“ ein. Nun ist Timbre 2 verschwunden.

Umgekehrt kannst Du so aus einem INIT PROGRAM leicht eines mit zwei Timbres machen, nämlich indem Du Timbre Mode auf DUAL stellst. Weiteres zweimaliges Drücken der Voice/Pitch/Assign Taste weist die fünf Regler der HOME Page übrigens einstellbaren Parametern zu, die meist zu Timbre 1 ODER Timbre 2 gehören. Der Timbre Button links daneben erlaubt Dir hingegen im DUAL Mode umzuschalten, ob Du gerade Timbre 1 oder Timbre 2 im Bereich Timbre Edit editierst. Das erkennst Du an den beiden weißen LEDs 1 und 2 rechts daneben, von denen dann jeweils eine leuchtet.
Die Arpeggiator-Einstellungen (zweiter Button von Rechts im Bereich „Edit“) sind dagegen allgemeingültig. In der Arp B Page wird der Arpeggiator im Dual Timbre Mode einem Timbre zugewiesen. Drücke hier einfach mal Edit>Arp, um zur Arp A Page zu gelangen. Danach drücke auf die Program Number Tasten 3, 7 und 8, um einzelne Steps des Arpeggiators zu deaktivieren.
Mit zwei Timbres kannst Du auch ein Timbre via Arp eine Kickdrum klopfen lassen, während das andere Timbre einen Sound spielt.
Vocals und FX
microKORG2 ist ein sehr spezieller Synth mit Vocoder, Autotune-ähnlichen Tonhöhenkorrekturfunktionen und Harmonizer sowie Modulation-, Delay-, Reverb- und EQ-Effekten. Um diese zu aktivieren, drückst Du die On/Off Taste und danach die Taste des entsprechenden Effekts oder Vocal Prozessor Modes. Dazu gibt es aber so viel zu erzählen, dass es eher nochmal Thema eines weiteren Workshops sein könnte.
Speichern
Um einen neuen Sound zu speichern, drückst Du auf die zweite Taste von rechts unterhalb von WRITE. Wähle dann einen Genrebereich unter Program Select mit dem großen Drehregler (A-H) sowie die User-Bank und einen der acht Speicherplätze aus. 8 Genres x 8 User Taster ergeben insgesamt 64 freie Speicherplätze. Du kannst natürlich auch andere Speicherplätze mit Sounds überschreiben.
Der microKORG2 macht Dir das Speichern relativ leicht, denn beim Benennen eines Sounds musst Du nicht wie anderswo zwischen Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen umschalten. Drehe stattdessen einfach an Regler 1 (braun) für Großbuchstaben, Regler 2 für Kleinbuchstaben, Regler 3 für Zahlen, Regler 4 für Sonderzeichen und Regler 5, um Deinen Sound „einzufärben“. Bewege den Cursor mit den Cursor <> Tasten hin- und her. So mach Speichern Spaß!

Hier noch ein Video, das ich begleitend zu diesem Workshop gemacht habe: