Korg multi/poly Workshop 1: Basics

Der neue Korg multi/poly ist ein sehr leistungsfähiger Synthesizer. Er ist mit einer neuen Generation der Analog Modeling Technologie ausgestattet, die gut klingt – auch, weil sie noch mehr Detaileinstellungen erlaubt. Mit diesen musst Du Dich nicht unbedingt beschäftigen, Du profitierst davon natürlich bereits bei vielen, gut programmierten Sounds. Zudem ist multi/poly auch in vielerlei Hinsicht ein hervorragendes Performancetool für Live-Performances. Dieser erste Workshop zeigt Dir, wie sich dieser komplexe Synthesizer mit ein wenig Know-How intuitiv und auch gut auf der Bühne bedienen lässt. Zudem erfährst Du ein paar Tricks und lernst Features kennen.

Wusstest Du eigentlich, dass ein Sound des multi/poly mit Hilfe der „Smooth Sound Transition“-Funktion noch natürlich ausklingen kann, selbst wenn Du schon einen neuen Sound ausgewählt hast? Das kann auf der Bühne sehr praktisch sein. Probiere es aus: Einer der ersten Sounds in der Performance-Liste heißt: „1969“. Er zeigt Dir auch gleichzeitig, wie warm und oldschoolig der multi/poly mit den neuen Synthese-Optionen klingen kann. Drücke oben rechts neben dem Display auf „Perform“ und drehe danach am „Value“-Regler. Du siehst nun eine Liste der Performance-Presets. Wähle den Sound „1969“ aus. 

Dieser wird dabei voreingestellt sofort geladen und ist spielbereit. Es handelt sich um einen Sound mit einem längeren „Ausklingen“, den Du sowohl als Synth Pad als auch als Synth Lead benutzen kannst. Spiele ein paar Noten und probiere den Sound aus.

Drücke nun im Bereich der Hüllkurve auf die Taste „Amp“ und drehe „Release“ hoch, um den Sound länger ausklingen zu lassen, nachdem Du die Tasten losgelassen hast. 

Spiele anschließend einige Noten. Wenn Du „Release“ voll aufgedreht hast, kann der Sound sehr lange ausklingen (bis zu 90 Sekunden lang). Wähle nun, wie oben beschrieben, einen neuen Sound, z. B. „1984“ aus, während Dein modifizierter „1969“ Sound noch ausklingt. Der zuvor gespielte Sound wird dabei nicht abrupt abgeschnitten, sondern klingt sogar dann noch eine Weile weiter aus, wenn Du den neuen Sound schon spielst. Der Sound „1984“ ist ein Split-Sound. Er nutzt zwei Abschnitte des Keyboards, um zwei verschiedene  Sounds zu spielen. Im unteren Bereich spielst Du durch Drücken einer Taste eine bassige Sequenz, die sich im voreingestellten Rhythmus bewegt, weil sie von einer „Motion Sequenz“ via Motion Sequencer (siehe unten) gesteuert wird. Im oberen Bereich spielst Du einen Lead-Sound, der diesmal mit Effekten bearbeitet ist.

multi/poly hat wie sein Vorbild ein integriertes Akkordspeicher-Tool. Das ist ganz einfach zu bedienen. Wähle das Performance-Preset „A-List Strings“. Auch diesen kannst Du mehrstimmig spielen. Halte nun die Chord-Taste gedrückt und spiele währenddessen einen Akkord. Lasse die Chord-Taste nun los. Jetzt wird derselbe Akkord jedes Mal gespielt, wenn Du eine Taste spielst. Den Original Akkord hörst Du, wenn Du den tiefsten Ton Deines Akkords alleine spielst. Spielst Du höhere oder tiefere Taste, wird der Akkord entsprechend transponiert. Auch dieses Feature kann man sehr gut auf der Bühne gebrauchen.

Der multi/poly ist ein wenig an KORG’s Synth-Klassiker Mono/Poly angelehnt. Dieser hatte vier Oszillatoren. multi/poly hat diese auch – aber pro Layer – aber zudem noch vier Layer! Du kannst die Layer bei Performances ähnlich intuitiv nutzen, wie im Mono/Poly die Oszillatoren. Hierfür brauchst Du direkten Zugriff auf die Einstellungen. 

Die vier weißen „Mod“-Knöpfe unten links steuern typischerweise vier Parameter, die den Klang auf besonders interessante Weise verändern. Wenn Du allerdings die „Shift“-Taste oben im Bereich neben dem Display gedrückt hast, kannst Du damit auch direkt die Lautstärke der vier Layer verändern. Das kannst Du auch an der Beschriftung der Macros erkennen, wo in blauer Schrift steht: „A Volume“, „B Volume“, „C Volume“, „D Volume“. Damit sind die Layer A-D gemeint, deren Lautstärke Du mit aktiver „Shift“-Funktion regeln kannst. Die via „Shift“ erreichbaren Funktionen sind generell blau ausgeführt.

Damit Du zwei Hände frei hast, um die Lautstärken einzustellen, kannst Du die „Shift“-Taste auch „feststellen“. Man nennt das auch „Shift Lock“. Drücke diese hierzu kurz hintereinander zwei Mal, so dass sie rot erleuchtet bleibt. Jetzt kannst Du die Lautstärken der vier Layer mit den weißen Knöpfen steuern. Probiere dies mit unserem zuvor geladenen Sound „1984“ aus. Dieser besteht nur aus den beiden Layern A und B, so dass nur die beiden ersten Knöpfe etwas bewirken. Nun kannst Du z. B. die Lautstärke der Bassline direkt regeln.

Du kannst im Display auch weitere detaillierte Einstellungen zu Deinem Sound finden – und zwar auf Layer- oder Performanceebene. Doch ist es wichtig, zuerst zu verstehen, wann was angezeigt wird. Drücke die „Shift“-Taste erneut, um „Shift Lock“ zu deaktivieren. Drücke dann auf die „Home/ Performance“-Taste. Nun wechselt die Ansicht zu Einstellungen des gewählten Presets „1984“. Bleibe in dieser Ansicht und aktiviere danach wieder „Shift Lock“ durch zweimaliges Drücken der „Shift“-Taste. Drehe nun erneut an den weißen Reglern: Jetzt zeigt das Display automatisch die live eingestellten Lautstärken und zusätzlich die Namen der Layer an. 

Du kannst durch Navigieren mit den „<>“-Pfeiltasten zwischen vielen Einstellungsseiten Deines Performance-Presets wechseln. Mehrmaliges Drücken bringt Dich auch zu einer „Keyboard Zones“ Seite. Hier kannst Du sehen, dass Layer A beim Preset „1984“ dem Tastaturbereich C-1 bis E3 zugeordnet ist und Layer B F3-G8. Bei Bedarf kannst Du nun die Einstellungen ändern, den Split-Punkt auf der Tastatur verschieben oder auch beide Sounds layern, indem Du beide Layer auf überlappende Keyboard-Zonen legst.

Durch Drehen an einem Regler werden Parameter oft auch ohne Navigation via „<>“-Tasten schneller greifbar, z. B. auf Layerebene. Das Drücken einer Layer-Taste führt dazu, dass das Layer ausgewählt wird, z. B. Layer A. Drehst Du nun z. B. am Filter Cutoff, betrifft dies nur Filter-Einstellungen für Layer A – also etwa unserem Bass in Performance „1984“. Das Display zeigt Dir schnell weitere zugehörige Einstellungen.

Wenn Du die Taste „Layer A“ bei aktiver „Shift Lock“ Funktion drückst, sorgt dies hingegen dafür, dass Du ein Layer schnell an- oder ausschaltest. Das wird durch die für ein aktives Layer leuchtende LED sowie den blauen Schriftzug „On“ deutlich.

Das Tempo kannst Du folgendermaßen einstellen: Drücke die Performance-Taste, um entsprechende Ansichten aufzurufen. Drücke dann kurz „Tap Tempo“ oder bewege Dich mit den „<>“-Tasten bis zur letzten Seite der Performance-Einstellungen (1x „<“ Drücken springt direkt dorthin zurück)., um schnell eine passende Performance-Setup-Page angezeigt zu bekommen, wo Du das Tempo einstellen kannst.

Wir haben schon darüber gesprochen, dass im Preset „1984“ der linke Bereich der Tastatur eine Sequenz ansteuert. Diese kannst Du im sogenannten „Motion Sequencer“ programmieren. Drücke bei gewähltem Layer A die Taste „Motion Seq Enable“, um die Sequenz zu aktivieren/deaktivieren. Die Tasten „5“ und „6“ im Bereich „Seq Step“ führen Dich bei gehaltener „Shift“-Taste zu Einstellungen des Motion-Sequencers. Hier lässt sich das Tempo aber nur in Relation zum wie oben beschrieben eingestellten Tempo im Performance-Setup verändern.

Zum Schluss zeigen wir noch kurz eine „neue“ Art der Klangsynthese in dieser Modellserie. Auf der Oberfläche des multi/poly wird diese als „Waveshaping“ bezeichnet, anderswo wird auch von West Coast Synthese gesprochen. Es geht hier darum, dass Du die Wellenformen des Oszillators extrem verbiegen und damit neue Obertöne hinzufügen kannst.

Wähle das Preset „Init Performance“ ganz oben auf der Liste. Hier ist nur ein Oszillator „Osc 1“ aktiv. Nun kannst Du anhand dieses einen Oscs die Wirkung von Waveshaper-Parametern ganz leicht ausprobieren und zudem noch die „Hold“-Funktion kennenlernen.

Stelle (bei voreingestellt angewähltem Osc 1) im Oszillator-Bereich Osc Type auf „Waveshaper“. Drücke nun die „Hold“-Taste oben links unter dem „Kaoss“-Button. So kannst Du eine gespielte Note dauerhaft halten, damit Du beide Hände frei hast. Spiele möglichst einen Basston, der sich gut anhört. Drehe nun nacheinander oder gemeinsam an den Reglern „Control 1“ und „PWM/Morph“. Höre, wie sich der Sound extrem verändert und beobachte dabei auch die sich ändernde Wellenform im Display. Drehe an „Control 1“ und wechsele mit den „<>“-Tasten dorthin, wo der Eintrag „Berkley“ als Shaper steht. Hier findest Du alternative Einträge für den Bereich „Shaper“. Damit führst Du die Wellenformverbiegung tendenziell in andere Klangrichtungen, z. B. wird es mit „Resonator 2“ etwas „resonanter“. Probiere es aus!

Ich hoffe, der Workshop hat Dir Spaß gemacht. Doch natürlich gibt es beim multi/poly noch viel mehr zu entdecken. Hier noch ein kleines begleitendes Video:

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