Mark Forster musiziert für Bauch und Kopf
Sein musikalischer Weg bis dato ist tatsächlich bemerkenswert, man könnte von einer Bilderbuchentwicklung sprechen und würde wohl keinem Beteiligtem Unrecht tun. Als Mark Forster 2010 einen Plattendeal bei Four Music (Sony) ergattert, hat er noch den Status eines ziemlich geheimen Tipps.
Mit Comedian Kurt Krömer war er auf deutschen Bühnen unterwegs gewesen. Klarer Fall von funktionierendem Scouting also. Es folgt das vielbeachtete Debütalbum „Karton“ mit der Top 50-Single „Auf dem Weg“. Dies schafft es nicht nur in die Heavy Rotation deutscher Radiostationen, sondern hält sich auch 13 Wochen in den Charts. Und dieses erste musikalische Ausrufezeichen ist Programm: Mark Forster ist auf dem Weg, seinem sehr individuellen Weg. Ein Weg, sich mit Eigenschaften wie Passion, Weiterentwicklung und Kreativität umschreiben lässt.
Die Auseinandersetzung mit Mark Forster bringt dem geneigten Beobachter sehr schnell eine konsequente Erkenntnis: Dieser Künstler ruht in sich. Bräuchte die Leichtigkeit des Seins einen Sountrack, Mark Forster wäre ein geeigneter Ansprechpartner. Ob youtube-Kanal oder Livepräsenz: Nahezu jeder Ausspielkanal offenbart tiefe Ruhe und Entspanntheit, die den 30jährigen Wahlberliner umgeben. Kein Wunder, dass er die Relevanz von Kopf und Bauch hervorhebt und entsprechend seinen neuen Arbeitsnachweis betitelt. „Die Basis meiner Songs sind ganz klar Gefühle, die mich intensiv genug beschäftigen, um schlussendlich darüber schreiben zu können“, erklärt Mark Forster. „Die Ausarbeitung, die Weiterentwicklung der Idee, das Feilen, am Ende auch die Produktion sind aber dann vom Kopf dominierte Vorgänge.“ Nicht immer ist es also ein Konflikt zwischen Herz und Verstand, bisweilen ist sogar Ergänzung möglich.
Dass Mark Forster sein großes Talent auf die Straße zu bringen vermag, zeigt die jüngere Vergangenheit sehr eindrücklich. Neben Plattenfirma und Album und Charts bespielt er im Rahmen zweier Konzerttourneen ausverkaufte Clubs und ist Gast des renommierten New Pop Festivals des Südwestrundfunks in Baden Baden. Spätestens mit diesem Booking honoriert die Szene herausragendes Talent und Gunst bei Kritikern, insbesondere aber Publikum. Was folgt sind spannende Kollaborationen, etwa mit Anna Depenbusch, einem Liebling des deutschen Feuilleton. „Ich und Du“ stärkt seine Reputation als begnadeter Singer und Songwriter. Sido, dessen musikalisches Leben jenseits des Boulevard geprägt ist von einem scharfen Blick für künstlerische Schaffenskraft beim Nachwuchs, ist als Partner für Mark Forster ein weiterer Meilenstein. „Einer dieser Steine“ knattert in einer Geschwindigkeit durch die Charts, wie auch Experten es kaum für möglich gehalten hätten. Am 1. Advent 2013 ist auf Platz 4 dann zwar Schluss, dieses Ranking ist aber nur vermeintlich die erste Verliererposition; es bleibt zu konstatieren: Herzlichen Glückwunsch, das schaffen nicht viele.
„Die Basis meiner Songs sind ganz klar Gefühle, die mich intensiv genug beschäftigen, um schlussendlich darüber schreiben zu können.“
Und Mark Forster geht seinen Weg unbeirrt weiter: Entspannt, fröhlich, kreativ. „Ich glaube nicht, dass meine gute Entwicklung in den vergangenen Jahren, der Erfolg, gefährlich ist für mich als Künstler. Grundsätzlich hat Erfolg positive und negative Konsequenzen für kreatives Schaffen“, ist er sich sicher. „Dies gilt uneingeschränkt aber auch für Misserfolg. Ich arbeite daran, diese Faktoren von mir fern zu halten.“
Und alles das, was bei Mark Forster mit seiner Arbeit zu tun hat, wirkt leicht, beinahe schwerelos. Hier ist einer am Werk, der nicht nur mit Talent gesegnet ist. Er geht auch mit Kontinuität, Kreativität und Nachdruck zu Werke. „Ich konzentriere mich auf meine eigentliche Arbeit, versuche Musik zu machen, die mich selber interessieren und vor allem auch berühren würde. Das mache ich in aller Ernsthaftigkeit und wenn sich andere Menschen dafür interessieren, macht mich das sehr glücklich.“ Und die Zahl glücklicher Menschen steigt latent. Möglicherweise sind aber auch die verschiedenen künstlerischen Peers, die der im pfälzischen Winnweiler geborene und aufgewachsene Musikant benennt, für die wachsende Hörerschar verantwortlich. „Als Kind habe ich unglaublich viel Beatles und Queen gehört, als Teenager Ende der Neunziger dann sehr intensiv deutschen HipHop wie Freundeskreis oder die Absoluten Beginner. Meine Musik ist irgendwie auch eine Mischung aus diesen Einflussfaktoren.“
Nicht zu vergessen, dass auch Mark Forster auf technische Unterstützung aus dem Hause KORG baut. „Zuhause sind mein Klavier und der King KORG Hauptinstrumente. Meistens geht es klassisch am Piano los, wenn ich eine Idee habe, spiele ich noch eine Weile am Synthie herum, bevor ich dann am Rechner etwas Konkretes baue“, verrät der Musiker. „Ich bin zwar kein Technik-Fred, aber ich habe schon Freude an vielen Knöpfen, Tasten und Reglern, vor allem wenn ich das Gefühl habe, ein Gerät oder ein Instrument könnte mir irgendwie weiterhelfen. Die Basis von allem ist aber meistens einfach Zeit und ein Spaziergang.“
„Ich konzentriere mich auf meine eigentliche Arbeit, versuche Musik zu machen, die mich selber interessieren und vor allem auch berühren würde. Das mache ich in aller Ernsthaftigkeit und wenn sich andere Menschen dafür interessieren, macht mich das sehr glücklich.“
Und genau diese Basis erklärt auch, warum sich der noch immer junge Künstler in erster Linie als Sänger und Songwriter versteht. Mark Forster ist sowohl am Schaffungsprozess als auch an der Präsentation unmittelbar beteiligt. Einer, der seine Kunst liebt, lebt, atmet. „In erster Linie bin ich Liederschreiber. Da spielen Facetten wie Komposition, Gesang und Instrumentierung eine wichtige Rolle. Im Studio bin ich über mehrere Phasen verteilt Songwriter, Produzent und Sänger und versuche immer das ganze Album im Blick zu behalten. Auf der Bühne geht es mir mehr um den Moment, da bin ich in erster Linie Künstler und versuche mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Ich bin sehr glücklich, in meiner Arbeit die Musik aus vielen verschiedenen Blickwinkeln angehen zu können.“
Und sicher auch sehr froh über den Umstand, Deutschlands Hallen über die Bühnenperspektive kennenzulernen. Auf seine Lieblingslocation angesprochen fällt die altehrwürdige, in Berlin Tempelhof gelegene Columbiahalle. Diese auf den ersten Blick nicht wirklich spektakuläre Wahl entpuppt sich bei näherer Beschäftigung als durchaus schlüssige Antwort. Das von in Berlin stationierten amerikanischen Soldaten als Turnhalle genutzte Gebäude hat Tradition und nicht eine, eher mehrere Geschichten. Es hat Ecken, Kanten, Stil und Klasse. Und dieser mittelgroße Gebäudekomplex gegenüber dem Flughafen Tempelhof wirkt wie ein Fels in der Brandung eines hektischen Weltstadtalltags, in sich ruhend. Was eine passende Metapher für einen begnadeten Künstler.