Ein Erfahrungsbericht zum VOX Continental Stage Keyboard von Jürgen Sartorius

VOC Continental 61 Ausschnitt

Jürgen Sartorius ist Musiker, Entertainer und langjähriger KORG-Vorführer. Als Solo-Künstler oder als Mitglied in diversen musikalischen Projekten wie z.B. der 2night Partyband verfügt er über jede Menge Bühnenerfahrung. In diesem Bericht erzählt er von seinen Erfahrungen mit dem VOX Continental Stage Keyboard und warum er bei seinen Auftritten nicht mehr darauf verzichten will.

Liebe auf den ersten Blick…

Meine erste Begegnung mit dem VOX Continental Stage Keyboard war bereits 2016, als es noch als Prototyp mit dem Schild „Bitte nicht berühren“ in einem extra abgesperrten Bereich auf der Frankfurter Musikmesse stand. Alle waren neugierig auf dieses Instrument, weil es auf diesem eigens dafür entwickelten Ständer so exotisch und aufregend aussah. Wie es klingen wird, konnten wir damals natürlich nur vermuten, dass es aber aufgrund seines Namens und der angedeuteten Zugriegel etwas mit Orgel zu tun haben musste, war natürlich klar.

Connie – Diese Optik, dieses Rot-Orange, die Bedienung und dann dieser Sound…

Einige Zeit später habe ich sie dann doch berührt. Im Herbst 2017 waren die ersten beiden Exemplare (mit 61 und 73 Tasten) spielfertig und mir war sofort klar, dass ich so eines besitzen muss, weil ich mich – so kurios es klingt – darin verliebt hatte. Diese Optik, dieses leuchtende Rot-Orange, welches schon die Ur-Continental vor über 50 Jahren zierte, die Bedienung und nicht zuletzt der Sound! Ich bin musikalisch auf der elektronischen Orgel groß geworden, daher habe ich von Hause aus ein Faible für alles, was irgendwie mit Orgel zu tun hat.

Der Name und die Optik mögen zwar auf den ersten Blick eine Orgel suggerieren, ich möchte an dieser Stelle aber erwähnen, dass dies ein wenig irreführend ist, da es sich um ein vielseitiges Stage-Keyboard handelt, das alle Brot-und-Butter-Sounds in toller Qualität liefert. Zu den Sounds aber später mehr…

Up to date – Von damals bis heute

Viele berühmte Musiker und Bands haben die (Ur-)Continental populär gemacht: Doors, Beatles, Animals, Elvis Costello, Elton John. Die VOX wurde in den 60ern als Alternative zur Hammond produziert. Sie hatte aber durch ihren unverwechselbaren Sound ganz andere Nuancen in der damaligen Rock- und Popmusik hervorgerufen und ist in vielen Hits zu hören! Der alte VOX-Sound liegt natürlich hier in der neuen „Connie“ als Sample vor und ist nur einer von vielen Sounds. Trotzdem macht es sehr viel Freude, alte Songklassiker mit diesem originalgetreuen Sound nachzuspielen.

Auf der Rückseite prangt links ein herrlicher nostalgischer „Continental“-Schriftzug in Chrom. Auf der rechten Seite ist das VOX-Logo, welches zudem beleuchtet ist. Besonders auf dunklen Bühnen ist es ein toller Blickfang. Man kann die Beleuchtung allerdings auch ausschalten. Auf dem Bedienfeld ist kein typisches Keyboard-Display zu finden, wie man es landläufig kennt. Lediglich Status-LEDs und kleine ein- und zweistellige Displays finden zur Orientierung Verwendung. Das analoge und intuitive Bedienen steht hier im Vordergrund und es klappt vorzüglich!

Ich liebe das Modell mit 61 Tasten, es ist ultra-kompakt und trotz Aluminium-Gehäuse sehr leicht. Die Tastatur ist orgeltypisch in Waterfall-Bauart und sehr schnell zu bespielen. Auch die tollen Piano- und E-Pianoklänge lassen sich auf dieser Tastatur hervorragend und sehr gefühlvoll spielen.

Alle Brot-und-Butter-Sounds in toller Qualität

Alle Klänge (150 an der Zahl, aus ca. 10GB PCM-Daten!) sind in vier Gruppen unterteilt: Orgel, Piano, E-Piano und alle weiteren, Key/Layer genannt. Jeweils zwei der vier Soundgruppen kann man durch einfachen Tastendruck schnell kombinieren/layern. Zum Beispiel Piano & Streicher: mit zwei Fingern auf den Schaltern einfach und rasch zusammenfügen. Durch die klare Struktur und die großen Bedienelemente benötigt man so gut wie nie eine Bedienungsanleitung!

Jürgen Sartoriusan der VOX Continental

Jede Soundgruppe besitzt einen Lautstärke-Poti, dessen Stellung durch einen LED-Kranz deutlich angezeigt wird. Innerhalb jeder Gruppe finden sich dann noch Sound-Auswahltaster sowie zusätzlich Orgeleffekte in der Orgelgruppe (Perkussion, Vibrato). Durch die LEDs und die weiße Beschriftung, die genug Kontrast bietet, ist die Oberfläche auch auf dunklen Bühnen gut zu lesen und zu bedienen.

Die NuTube – Röhrensound für’s Keyboard

In diesem Erfahrungsbericht möchte ich begeisternde Details beschreiben. Links oben hinter einer gitterförmigen Aussparung ist die sogenannte „NuTube“ verbaut. Das ist eine neu entwickelte digitale Röhre, die genauso in den aktuellen VOX-Gitarrenverstärkern verwendet wird! Was diese Röhre mit einem Keyboardsound anstellt, muss man einfach erleben. Mehr Wärme, satte Obertöne, bessere Durchsetzungsfähigkeit! Die Intensität der Röhre regelt man mit dem „Valve Drive“, die Beleuchtung der Röhre wird analog zur Intensität gedimmt, eine kleine und nette zusätzliche Anzeige. Sogar einige Gitarristen lobten bereits den Look und vor allem den Sound meines Stage-Keyboards. Mit dem Sound und der Kraft der Röhre setze ich mich in einer Session-Band deutlich gegen laute Kollegen durch.

Die Orgelgruppe bietet natürlich den zuvor genannten Ur-VOX-Sound. Des Weiteren finden sich in der „Connie“ verschiedene Samples einer Farfisa Compact und einer meiner Lieblingssounds, die 9-chörige CX3 von KORG. Echte Zugriegel werden hier allerdings durch Touch-Fader ersetzt. Das mag auf den ersten Blick fremdartig erscheinen, die Ansprache ist aber sehr genau und einfach zu bedienen. Auch das Ziehen mehrerer Zugriegel gleichzeitig ist kein Problem. Man gewöhnt sich sehr schnell daran. Ein Vorteil der Touch-Fader: da sie nicht mechanisch sind, sind sie völlig unempfindlich und sind auch für andere Funktionen zu verwenden. Sie simulieren z.B. bei den anderen Orgelsounds die Schaltwippen, dienen als 9-Band-Equalizer sowie als Regler für diverse Soundeinstellungen, Filter, Hüllkurve u.a.

Jürgen Sartoriusan der VOX Continental

Jeder der drei Orgelsounds kommt mit eigenen ausgewählten Presets daher, die nach Anwahl aber in analogem Feeling wieder verändert werden können. Platz für eigene Kreationen gibt es auch, 4×4-Szenen können gespeichert werden, diese beinhalten dann neben den Klangeinstellungen auch die gewählten Effektparameter. Ich bin mit modernen Entertainer-Keyboards vertraut und registriere dort viel. Bei dem VOX Continental Stage-Keyboard ist das Registrieren und Vorprogrammieren jedoch selten nötig. Man ist immer blitzschnell bei einem anderen Klang, auch Lautstärke und Effekte hat man jederzeit im Griff!

VOX Continental Stage-Keyboard

Die E-Piano-Gruppe enthält tolle Samples dreier Kategorien: Tine (Rhodes-Piano), Reed (Wurlitzer-Piano) und FM (digitale Pianosounds). Jeder Sound bringt wieder eigene Presets mit, die teilweise schon mit Tremolo, Chorus oder auch Amp-Simulation verfeinert sind. Auch diese Pianosounds gewinnen durch den Einsatz der NuTube deutlich an Kraft! In der Piano-Gruppe sind ebenfalls viele hochwertige und vor allem ungeloopte Samples zu finden: akustischer Flügel, Upright (Klavier) und Electric Grand mit CP70- sowie M1-Samples und natürlich wieder diverse Variationen jedes Sounds. Die vierte Gruppe enthält weitere Sounds, die man toll mit den anderen kombinieren oder solo spielen kann: Streicher, Bläser, Synths und Flächen. Erwähnen möchte ich in dieser Gruppe einen sehr markanten FM-Glockensound, der authentisch nach den 80er Jahren klingt! Weiterhin findet man hier funky Clavinet-Sounds. Die Clavinets bringen mich zur Effekt-Sektion. Wählt man „Wah“ aus den Effekten, ist sofort der mitgelieferte Fußschweller als Wah-Pedal zu nutzen!

Effekt-Sektion und Anschlüsse

Die Effekte können flexible und zu jedem Zeitpunkt einem beliebigen Spielsound hinzugefügt werden. Der Effekt „Drive“ beispielsweise ist ein toller Overdrive-Sound, der aus einem sanften Orgelsound eine beißende Rockorgel macht! Delay sowie Reverb sind ebenfalls variabel zuschaltbar und mit den großen Potis schnell und fein zu regulieren. Für die Auswahl verschiedener Halleffekte sollte man dann besser doch einmal die Bedienungsanleitung bemühen. Die Auswahl der Effekte erfolgt dann über eine bestimmte Tastenkombination. Das Tempo für das Delay „tapt“ man einfach mit dem „Tap“-Knopf auf die entsprechende Geschwindigkeit ein.

Links neben der Tastatur ist längs ein etwas unorthodoxer Hebel/Schieber in das Design eingelassen, der für verschiedene Funktionen zuständig ist: Leslie-Effekt an/aus, Pitchbend, Tremolo an/aus. Die Bedienung des Schiebers ist schnell in Fleisch und Blut übergegangen und er ist auf der Bühne sehr griffig und gut einsetzbar. Das Keyboard bringt noch eine weitere höchst professionelle Extravaganz mit: Es befinden sich an der Rückseite neben den Klinkenausgängen auch Stereo-XLR-Ausgänge.

Jürgen Sartoriusan der VOX Continental

Zuletzt möchte ich noch den auffälligen und optional erhältlichen Keyboardständer erwähnen. Er ist ansatzweise dem Originalstativ aus den 60er Jahren nachempfunden ist. Einmal zusammengeschraubt, hat er eine unerreichte Bühnenoptik! Denn das Keyboard kann darauf fest verschraubt und sogar in der Neigung verstellt werden. Auf diese Weise stehen Keyboard und Stativ „wie eine Eins“ – ein stabiles Setup für jede Bühne.

Das VOX Continental Stage-Keyboard ist ein absoluter Hingucker mit einem durchsetzungsfähigen und hochwertigen Sound. Sie ist exotisch, leicht zu bedienen und daher einfach ein sensationelles Bühneninstrument. Ich nutze die „Connie“ in Kombination mit meinem Pa4X Musikant, ein tolles und professionelles Duo.

Zum Produkt:

VOX Continental

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