Mit dem SQ-1 betritt ein vielseitiger neuer Player die Bühne. Ob über MIDI, oder Steuerspannungen, dieser kompakte Schrittmacher ist überall zur Hand wo ohne grossen Aufwand Sequenzen, Trigger-Signale und Sync-Funktionen benötigt werden.

Das kompakte Format des SQ-1 lässt auf den ersten Blick kaum erkennen, welch umfangreiche Funktionen der „Kleine“ bietet. Schauen wir also mal unter die Haube um zu sehen, was dieser moderne und vielseitig einsetzbare Sequenzer zu bieten hat.

Verbeugung vor dem SQ-10

Ein dunkelgraues, robustes Stahlgehäuse ist nicht das einzige Verwandschaftsmerkmal das der SQ-1 mit dem historischen KORG Sequenzer SQ-10 teilt. Auch die Umschaltung der Betriebsmodi mit dem typischen Bedienknopf der kultigen MS-Serie der 70er Jahre, hat der SQ-1 geerbt. Bei den Step-Modi zeigen sich dann erste Unterschiede zwischen den Generationen. Gab es beim SQ-10 lediglich die Wahl zwischen paralleler und sequentieller Wiedergabe von Channel A und B, gibt es beim SQ-1 sechs verschiedene Parallel-Modi.

SQ1 sequencer mode

Die Step-Modi des SQ-1

Grundsätzlich gibt es zwei Betriebsarten: Stellung 1 und 2, mit einer CV-Ebene mit bis zu 16 Steps und sechs weitere mit je zwei parallelen Ebenen mit bis zu 8 Steps. In den ersten beiden 8-Step-Modi (vorwärts, vor-zurück) geben beide Kanäle ihre Steuerspannungen auf ihren jeweiligen CV-Ausgängen aus. Bei den folgenden 3 Modi dient der zweite Kanal der Steuerung interner Funktionen, während Gate und CV der ersten Ebene auf den CV-A und CV-B Ausgängen anliegt. In der CV-Duty Betriebsart wird die individuelle Notenlänge durch die Einstellung der Regler des zweiten Kanals bestimmt, anstatt vom Duty-Regler für alle Steps gemeinsam. Im CV-Slide Modus haben die Drehregler des zweiten Kanals Pause, während dessen Step-Buttons bestimmen, welcher der Steps gleitet. CV-Random/Duty wählt zufällig Steps aus, während Kanal 2 die Notenlänge bestimmt. Der Random Mode schließlich triggert die Steps beider Kanäle zufällig und gibt die Steuerspannungen and CV-A-OUT und CV-B-OUT aus.

Joker Nies im Studio

JOKER NIES UND SEINE KORG-FAMILIE:
HAPPY UND IN SYNC!

V/Oct ? Hz/V? Was braucht mein Synth?

Für die Tonhöhen-Steuerspannung haben sich zwei Standards etabliert: während andere Hersteller mit einer Spannung von 1 Volt pro Oktave arbeiteten, wählte KORG die Hz per Volt Methode. Bei dieser wird eine Verdoppelung der Frequenz durch eine Verdoppelung der Spannung erzeugt. In der Vergangenheit gab es daher immer wieder Problem, wenn Synthesizer mit unterschiedlichen CV-Charakteristiken zusammen gesteuert werden sollten. Kein Problem für den SQ-1! Er beherrscht beide CV-Konventionen – und das sogar unabhängig für CV A und CV B. 

SQ1 function

Bei gedrückter FUNCTION-Taste kann man zwischen einer Auflösung von 1, 2 oder 5 Oktaven im V/Oct, oder dem Hz/V-Modus mit einer Auflösung von 8 Oktaven wählen. Welche Einstellung für deinen Synth die richtige ist sagt dir schon dein Gehör: Wenn es atonal klingt und man keine präzisen Intervalle erkennen kann, ist der falsche CV-Modus ausgewählt.

Gate-Polarity und Globale Parameter

Auch beim Gate-Signal haben sich zwei Methoden etabliert. Während die meisten Synthesizer eine positives Gate-Signal benötigen, verwendet KORG ein negatives, bzw. Masse-Signal. Auch das ist für den SQ-1 kein Problem. Im Auslieferungs-Zustand ist ein positives Gate-Signal eingestellt. 

SQ1 start stop
SQ1 mode clear-1

Um die Polarität umzuschalten, hält man beim Einschalten den Start/Stop-Button gedrückt um zu den Global-Parameter-Settings zu gelangen. 

Ein Druck auf den MODE/CLEAR-Button schaltet auf negative Gate-Polarität, zu erkennen am erlöschen der Button-Beleuchtung.

Gleichzeitig wird auch die Sync-Polarity mit umgeschaltet. Im Global-Parameter-Settings Mode lassen sich auch verschiedene andere Grundeinstellungen vornehmen, die im Gerät gespeichert werden: Ein Druck auf einen der 16 Step-Buttons stellt den MIDI-Kanal ein, auf dem Daten empfangen und gesendet werden. Die ersten drei Stellungen des Mode-Wahlschalters schalten die Step-Auflösung zwischen Viertelnoten, Achtelnoten und Sechszehntelnoten um. Der Start/Stop-Button schaltet die Energiespar-Funktion (Auto Power-Off) ein oder aus.Da die automatische Ausschalt-Funktion erst nach 3 Stunden, also kurz vor Ende der Batterielaufzeit aktiv wird, empfiehlt es sich in längeren Spielpausen den SQ-1 abzuschalten, oder das Gerät über die USB-Buchse mit Strom zu versorgen. Als Stromquelle kann jedes handelsübliche 5V USB-Netzteil, oder ein USB-Hub mit Netzteil und natürlich der USB-Anschluss eines Computers verwendet werden. Leere Batterien sollten übrigens unverzüglich entfernt werden! Bei der chemischen Zersetzung einer Batterie entstehen korrosive und giftige Stoffe, die das Innenleben des SQ-1 beschädigen können. 

Der einfache Weg zum richtigen Ton

Manchmal ist es ja nur eine Frage des Benehmens… Beim SQ-1 ist es das CV-Behavior. 

SQ1 cv behavior

Hier hat man die Wahl zwischen linearem Verhalten, C-Moll-, C-Dur-, oder chromatischer Skalierung. Die exakte Einstellung der Tonhöhen mittels Pott eskalierte bei älteren Sequenzern oft zur Geduldsprobe. Dank dieser Quantisierungsmöglichkeiten ist dies kein Problem. Meist wird man den chromatischen Modus für die Tonhöhe wählen, während sich eine Steuerspannung in der linearen Betriebsart präziser einstellen lässt. So ist, selbst mit den winzigen Step-Reglern des SQ-10, die Gestaltung einer melodischen Sequenz ein Kinderspiel. 

How to Sync – wer synct wen? 

Dank der Sync- Ein und Ausgänge, die seit der  Einführung des KORG Monotribe auch bei der Volca Serie und der Electribe 2 Standard sind, ist die Synchronisation der Geräte untereinander im Handumdrehen erledigt: 

Einfach den Sync-Ausgang eines Gerätes mit dem Sync-Ausgang des Nächsten verbinden. So können beliebig viele Geräte synchron verkoppelt werden.Dabei spielt die Reihenfolge in der Sync-Kette eine untergeordnete Rolle. Das Erste Instrument der Kette allerdings, sozusagen der Sync-Master, sollte das Gerät sein, welches über MIDI- oder USB mit einer DAW verbunden ist. Nur so starten und stoppen alle Geräte synchron zu den Sequenzen des Rechners. Voraussetzung dazu ist, das bei allen Instrumenten der Start-Button gedrückt wurde und erleuchtet ist und der Computer MIDI-Clock Signale sendet. Natürlich können die Geräte auch einzeln, stets synchron, gestartet und gestoppt werden. Ist kein Computer mit im Spiel, bestimmt der erste Synthesizer oder der SQ-1 in der Sync-Kette das Tempo.

SQ1 sync aufbau

Ohne MIDI-Start/Stop-Befehl wird dann jedes Instrument individuell von Hand gestartet und gestoppt. Auch Besitzer der KORG Little-Bits kommen mit dem SQ-1 auf ihre Kosten. Der spezielle Little-Bits Sync Ausgang integriert auch dieses kompakten und überraschend vielseitige Modular-System in das Sound-System. Die obige Abbildung zeigt ein Beispiel für eine Sync-Kette (orange). Die Electribe 2 empfängt MIDI und ist daher der Sync-Master. Die Reihenfolge der anderen Geräte ist beliebig. Die beiden SQ-1 laufen im ersten 8-Step Mode und steuern Tonhöhe, Lautstärke, Highpass-Filter und Lowpass-Filter (gelb).

Der SQ-1 und MIDI

Neben der klassischen Funkton als CV Step-Sequenzer kann der SQ-1 MIDI-Noten über den USB-Port empfangen und über CV und die per beiliegendem Adapter verfügbare MIDI-Buchse ausgeben. Auf diese Weise lassen sich z.B. der MS-20M über Steuerspannung und der ARP Odyssey über die integrierte MIDI-Buchse gemeinsam am Computer betreiben. Im Computer, Beispielsweise in Verbindung mit Ableton Live, wählt man dazu SQ-1 MIDI OUT als Ausgang für den ARP Odyssey und SQ-1 CTRL OUT für den MS-20M. Die Sequenzen des SQ-1 können auch über die USB-Buchse in den Rechner gespielt werden um dort weiter bearbeitet zu werden. Dazu wählt man als MIDI-Quelle SQ-1 SEQ IN.

Hidden Features – Der SQ-1 als MIDI-to-CV Wandler 

Im knapp gehaltenen Manual nicht explizit erwähnt und daher leicht zu übersehen: Der SQ-1 kann auch als einfacher MIDI-to-CV Konverter benutzt werden. Alle MIDI-Noten, die über die USB-Buchse empfangen werden, stehen nicht nur am MIDI-Out Port, sondern auch an den CV/Gate Buchsen bereit. Zwei unabhängige Sequenzen können so an den CV-A und CV-B ausgegeben werden. Hierbei gilt: Der in den Global-Parameter-Settings eingestellte MIDI-Kanal sendet an CV-A, der darüberliegende MIDI-Kanal geht an CV-B.

Besser als ein SQ-1? Zwei SQ-1! 

Hat man sich mit der Funktionsvielfalt des SQ-1 vertraut gemacht, entsteht schnell der Wunsch nach weiteren CV-Spannungen. Ein zweiter SQ-1, gesynct mit dem ersten, erweitert den Funktionsumfang um zwei weitere Steuerspannungen in den 8-Step Betriebsmodi. Beispielsweise zur Kontrolle von Filter und Lautstärke, oder um eine zweite CV für Sequenzen mit neun bis sechzehn Steps. Natürlich können auch noch weitere SQ-1 zum Einsatz kommen – hier setzt lediglich der Geldbeutel die Grenzen. Mit zwei SQ-1 in Sync lassen sich Tonhöhe, Step-Lautstärke, HiPass- und Lowpass-Filter des MS-20M gleichzeitig steuern

SQ1 korg sync

SQ-1 und MS-20

Schon auf Grund der nahen Verwandtschaft sind der SQ-1 und alle historischen Instrumente der MS-Serie (MS-10, MS-20 oder MS-50) wie für einander geschaffen. Neben des präzise arbeitenden Hz/V-Modus und der negativen Gate-Funktion, profitieren diese Geräte der Prä-MIDI Ära von der USB-MIDI Schnittstelle, welche diese vollständig analogen Synthesizer mit der Welt DAW-generierter Sequenzen verbindet.

Auch mit den modernen Varianten des MS-20, sei es die Mini-Version, oder die ausgewachsenen Bausatz-Modelle MS-20 Kit und MS-20M Kit kann der SQ-1 seine Qualitäten ausspielen. Der intuitive und direkte Umgang den Step-Sequenzer macht sich besonders bei analogen Synthesizern bemerkbar, wo ein guter Teil des Spassfaktors in der präzisen und ausdrucksstarken Klanggestaltung liegt. Kein Wunder also, dass KORG dem MS-20M Kit einen SQ-1 beigibt. Aber auch hier dürfen es gerne zwei sein, etwa für eine expressive 8-Step Sequenz, bei der einer der beiden Tonhöhe und Lautstärke steuert, während der zweite die Frequenzen von Hochpass- und Tiefpass-Filter unabhängig bewegt. Über den SEQ IN MIDI-Port kann man die SQ- Sequenzen in den Rechner spielen. Bei dieser Einstellung synct Ableton Live zum Tempo des SQ-1.

SQ1 sync

Viel Leistung für kleines Geld

Als einer der kleinsten Sequenzer und MIDI-CV Konverter, ist der universell einsetzbare SQ-1 immer ganz vorne mit dabei  – und damit der perfekte Schrittmacher um ohne grossen Aufwand mal eben eine Sequenz aus dem Hut zu zaubern. All dies ohne ein Loch ins Budget zu reissen.

Zum Produkt:

SQ-1

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